Ausgabe Nr. 19 Dezember 2019/kislew 5780 Das Das Magazin der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands Magazin 12/2019 in dieser Ausgabe: Mut zur Jüdi

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1 Ausgabe Nr. 19 Dezember 2019/kislew 5780 Das Das Magazin der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands Magazin 12/2019 in dieser Ausgabe: Mut zur Jüdischkeit Interreligiöses Treffen Berlin "Sot chanukka" Das 613. Gebot: Das Schreiben einer Sefer Thora

2 Liebe Leser/innen, der Vorstand und Beirat der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland wünschen Ihnen sowie ihren Familien wundervolle Chanukkatage und ein herzliches Chanukka Sameach. Inhalt Grußwort der ORD 1 Grußwort des CER 2 Mut zur Jüdischkeit 4 Interreligiöses Treffen Berlin 6 "Das Wort zum Schabbat" 9 Buchvorstellung 10 Der individuelle Beitrag zur Welt 12 Das 613. Gebot: Das Schreiben einer Sefer Thora 14 Altnaj Freiburg 16 Einweihung Synagoge Konstanz 17 "Sot chanukka" 18 Die Gedankenwelt des Talmuds Das Zünden der Channukia 20 Chanukka Kreuzworträtsel 23 Chanukka Praktisch 24

3 1 GruSSwort der ORD Liebe Leserinnen und Leser, Die heiligen und erhabenen Tage, vor denen wir stehen, die Tage des Chanukkafestes, sind ohne Zweifel besondere Tage. Und jeder, der in den heiligen Büchern nachschlägt, findet sicher Material zum Nachdenken. Viele Erklärungen beschäftigen sich mit den Eigenschaften und der Essenz dieser erhabenen Tage, sowie mit deren tieferen Sinn und Heiligkeit. Heute möchte ich die Erklärung des geehrten Rabbiners Israels, unseres Rabbiners Jehuda Löw, des Maharal von Prag, möge sein Verdienst uns beschützen, folgen. Seiner Lehre nach sollen wir uns auf den Ursprung des Namens Chanukka beziehen, der die Einweihung des Tempels ausdrückt. Gleich nach ihrem wunderbaren Sieg gegen das griechische Imperium, haben die Hasmonäer den Tempel zu Jerusalem, die Quelle der persönlichen wie der nationalen Lebenskraft, an die Spitze ihres Interesses gestellt und sich ihm zugewandt. Dieses war ihnen wichtiger als eine beeindruckende Siegesparade abzuhalten. Sie haben den Tempel ausgeräumt, gereinigt, und seine Kerzen wieder entzündet. Dann geschah das Wunder der kleinen Kerze, die acht Tage anstatt einem brannte. Deshalb heißen die Tage bis heute Chanukka, da der Tempel wieder eingeweiht wurde, nachdem ihn die Griechen verunreinigt hatten. Obgleich der militärische Sieg gegen die Griechen wichtig war, ist das Wunder von Chanukka das Öl. Die Griechen hatten nicht vor den Tempel zu zerstören, wie etwa die Römer. Vielmehr ging es ihnen darum, die Reinheit und Heiligkeit des Ortes zu beschmutzen. Ihr Ziel war es, das spirituelle Herz des Jüdischen Volkes zu treffen. Der Tempel war das ständige Ideal, wie man sich verhalten solle und wie man ein jüdisches Haus in Reinheit in der Tradition der Thora führt. In den letzten Jahren werden G tt sei Dank neue Synagogen in Deutschland erbaut. Diese gilt es aber auch mit dem Licht der Thora, wie es uns unsere Rabbiner seit jeher übermittelt haben, zu füllen. Erst so können unsere Gemeinden eine ähnliche Vorbildfunktion wie einst der Tempel einnehmen, möge er noch in unseren Tagen wieder erbaut werden! Heute haben wir G tt sei Dank eine reine Ölkanne. Viele Juden in Deutschland, und mit ihnen die ORD in Zusammenarbeit mit anderen traditionellen und der Tradition verpflichteten Institutionen, kämpfen dafür und wachen darüber, dass die Kerze der Thora, das Licht des Judentums, die uns am Sinai überreicht wurde, im Einklang mit der Tradition entzündet wird. Möge G tt geben, dass der Segen über euren Taten weilt und dass es uns gelingt, alle unsere Brüder und Schwestern den Weg der Thora näher zu bringen. Das wäre der Chanukka-Sieg unserer Generation. mit Segen für ein fröhliches Lichterfest! MAzal tov Die ORD gratuliert: Der Jüdischen Gemeinde Freiburg zur Wiedereröffnung ihrer Synagoge Der Jüdischen Gemeinde Konstanz zu Einweihung ihrer neuen Synagoge Oberrabbiner Raphael Evers und der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf zu einer neuen Thorarolle, gespendet zu Ehren des 65. Geburtstags des Oberrabbiners

4 2 GruSSwort von Rabbiner Pinchas Goldschmidt, Präsident der Conference of European Rabbis לכבוד רבני ה- ORD חנוכה. אור וחום, ביתיות ומשפחתיות, נס והודאה, מסורת ואהבה. חנוכה הוא החג היהודי בו אנו שרים שיר הלל לאחד הארכיטיפים המכוננים של הסיפור האנושי; שיר הלל לתעוזה והאומץ העומדים בבסיס כל הישג אנושי בעל משמעות. גשם דופק בחלונות הבתים, פתיתי השלג נערמים בהדרת הוד לבנה בצידי הפתחים, הילדים ממתינים בקוצר רוח ובלחיים סמוקות, הנשים חדלות ממלאכתן, האבות מקדימים לחזור מן העבודה, העם כולו מתכנס סביב מנורות השמן, ומעלה בהן ברגשה רבה את אור הנרות הרך. וכך, לצד מחול השלהבות הרועד ומרצד בחלונות החורף, אנו מתיישבים ומתחילים ללחוש לילדנו את סוד הדורות שלנו. בכפר קטן בארץ יהודה קם זקן יהודי עתיק, והניף את נס המרד באימפריה הסלובקית האדירה. אנו מדליקים נרות קטנים בתוך הכפור, ומבקשים להנחיל באמצעותם לילדינו את הנראטיב היהודי של הסיפור האנושי: התעוזה והנחישות הם נושאי כליה של הרוח. הגמרא במסכת שבת מלמדת כי אבוקה (להבה העשויה מיותר מפתילה אחת) איננה כשרה למצוות נר חנוכה. אנו מבקשים להמחיש לילדינו כי אם ישתמשו בתעוזה שיש בהם, אם ילבו את הנחישות ממנה נחצב עמנו העתיק, גם פתילה בודדת תוכל להתנגדויות הגדולות ביותר שיזמנו להם החיים. ואנו מוסיפים בכל יום נר אחד, כמו מבקשים לומר להם המשמעות לא נעוצה בכמות, אלא בתנועה, ואם התנועה תנועה של התגברות והוספה היא, הרי שאתם צועדים בשבילי האור. חכמים קבעו כי לכתחילה, היכן שהדבר מתאפשר, יש להדליק את הנרות בפתח הבית. כי כן, הסיפור אותו מספרים הנרות הוא סיפור המפגש של הפנים והחוץ, של הקהילה והעולם, של הפרטיקולרי והאוניברסלי, של הלאומי והקוסמו-פוליטי. זהו סיפורה של הרוח היהודית, זו שאיננה מתייראת מפני המפגש ומחזרת אחרי נכסי הרוח שאותו הוא נושא בכנפיו. תכלית האור להאיר, ומעט מן האור דוחה הרבה מן החושך. אנו מדליקים את הנרות ומבקשים לעטוף את ילדינו בחום היהודי שיעמוד להם במפגשם עם רוחות הסערה הנושבות בחוץ. חנוכה הוא חג הביתיות והמשפחתיות היהודית, אנו בנים לעם עתיק, כזה המלא בביטחון ובצדקת הדרך. וכזה שכל ימיו הם בקשה טהורה וצרופה להאיר ולחמם את האנושות כולה. רבנים יקרים ונשותיהם, אחים לתעוזה ולאומץ, לאור לחום ולאהבה, לדבקות ולשליחות, אחים לרוח. הופקדתם בידי ההשגחה להדליק נרות על במות אפר עמנו, להעלות אור בארץ ששרפה בנו יותר מכולן, כמעט שנדמה היה שתם השמן היהודי הטהור, ונשרפו כל הפתילות, ואתם ונשיכם - כולכם בני מתתיהו הזקן מחשמונאים, בנחישות ועקשנות יהודית טיפוסית, מבקשים למסוק את הזית היהודי, להפיק שמן טהור, להעלות את האור, להוסיף חום ולהרבות אהבה. ואתם מוסיפים והולכים, מדליקים את הנרות עדי אור חדש על ציון יופיע, ונזכה כולנו מהרה לאורו. נר השם נשמת אדם וכל אחד הוא נר. 'אמר הקדוש ברוך הוא: אם הארת נרי הריני מאיר נרך' (ויקרא רבה, אמור, לא) נר אחד נר למאה, ואור גדול זורח, יאיר את שמי האנושות, ויצטרף לנר התמיד של עמינו. אש תמיד תוקד על המזבח ל א תכבה. באהבת עולם אוהבכם פינחס גולדשמידט הרב הראשי ואב"ד מוסקבה ונשיא ועידת רבני אירופה

5 An die Mitglieder der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland 3 CHANUKKA Licht und Wärme, Heimeligkeit und Familie, Wunder und Erkenntlichkeit, Tradition und Liebe. Chanukka ist der jüdische Feiertag, an dem wir eine Hymne auf einer der Urbilder der menschlichen Geschichte singen. Ein Loblied auf den Mut und die Kühnheit, die jeder bedeutungsvollen menschlichen Leistung zugrunde liegen. Der Regen klopft an die Fenster der Häuser, die Schneeflocken türmen sich neben den Türen zu einer weißen Pracht auf, die Kinder stehen mit ihrer typischen Ungeduld und geröteten Wangen, die Frauen ruhen von der Heimarbeit, die Väter sind früher als gewöhnlich von der Arbeit zu Hause, die ganze Nation versammelt sich um die Öllampen und mit herzergreifendem Gefühl zünden sie an diesen eine kleine Flamme an. Und so mit dem schimmernden und flackernden Tanz der Flammen an den Winterfenstern setzen wir uns hin und beginnen unseren Kindern das Geheimnis unserer Generationen ins Ohr zu flüstern. In einem kleinen Dorf im Land von Judäa erhob sich ein alter Jude und schwang die Fahne der Rebellion gegen das mächtige Königreich der Seleukiden. Wir zünden in der Kälte eine kleine Flamme an und versuchen durch sie unseren Kindern die jüdische Erzählung der menschlichen Geschichte zu vermitteln: Kühnheit und Entschlossenheit stehen im Dienst des Geistes. Die Gemara im Traktat Schabbat lehrt, dass eine Fackel (eine Flamme aus mehr als einem Docht) für die Chanukka-Kerze unbrauchbar ist. Wir möchten unseren Kindern veranschaulichen, dass wenn sie ihren Mut nutzen und wenn sie die Entschlossenheit annehmen, aus der unser altes Volk geformt wurde, dann kann selbst ein einziger Docht den größten Widrigkeiten des Lebens standhalten. Und wir fügen jeden Tag eine Kerze hinzu, um damit sagen wollen: das Wichtige ist nicht in der Anzahl, sondern die Richtung in der man sich bewegt. Und wenn die Richtung eine Bewegung des Erhöhens und Hinzufügens ist, dann geht ihr auf den Wegen des Lichts. Die Weisen sagten, dass wenn möglich die Kerzen an dem Hauseingang angezündet werden sollten. Denn dies ist die Geschichte, die die Kerzen erzählen, die Geschichte des Zusammentreffens von Innen und Außen, von Gemeinde und Welt, von Besonderem und Universellem, von Nationalem und Kosmopolitischem. So ist die Geschichte des jüdi- schen Geistes, der diese Begegnung nicht fürchtet und die geistigen Güter, die er in seinen Flügeln trägt, anstrebt. Der Zweck des Lichts ist zu beleuchten, und sogar wenig Licht drängt eine Menge Dunkelheit zurück. Wir zünden die Kerzen an und wollen unsere Kinder in die jüdische Wärme hüllen, die sie bei ihrer Begegnung mit den Winden des Sturms dort draußen stützen wird. Chanukka ist das Fest des jüdischen Hauses und der jüdischen Familie. Wir sind Töchter und Söhne eines uralten Volkes, das voller Sicherheit und Gerechtigkeit ist. Des Volkes, dessen reines Anliegen es ist, die gesamte Menschheit zu erleuchten. Liebe Rabbiner und Rebbetzin, Brüder und Schwestern in Mut und Kühnheit, in Licht, in Wärme und in Liebe, in Hingabe und Mission, Brüder im Geist. Durch die göttliche Vorsehung wurde Ihnen anvertraut, Kerzen auf der Asche unseres Volkes anzuzünden, das Licht in dem Land emporzubringen, wo wir mehr als anderswo verbrannt wurden. Fast könnte es so scheinen, dass das reine jüdische Öl zu Ende ging und alle Dochte verbrannt wurden. Doch Sie und Ihren Frauen sind Nachkömmlinge des alten Matitjahu der Hasmonäer. Mit typisch jüdischer Entschlossenheit und Hartnäckigkeit wollen Sie die jüdischen Oliven ernten, reines Öl pressen, das Licht vermehren, Wärme und viel Liebe geben. Macht so weiter, seid stark! Zündet die Kerzen an, bis ein neues Licht auf Zion strahlt, mögen wir alle bald dieses Lichtes würdig sein. Eine Kerze der Ewigkeit ist die menschliche Seele - jeder ist eine Kerze. So sagt der Allmächtige: Wenn du Meine Kerze entzündest, werde Ich deine Kerze entzünden (Midrasch Wajikra Rabba, Emor 31). Eine Kerze für einen ist eine Kerze für hundert, das große Licht wird den Himmel der Menschheit beleuchten und sich mit der ewigen Kerze unseres Volkes zusammenschließen. Ständig soll das Feuer auf dem Altar brennen und nie verlöschen. Mit großer Liebe Pinchas Goldschmidt Oberrabbiner und Vorsitzender des Beth Din Moskau Präsident der Europäischen Rabbiner-Konferenz

6 4 Rabbiner Y.M. Wagner Mut zur Jüdischkeit Ein alter Mann sitzt an einem heißen Julitag im Stadtwald auf einer Parkbank. Auf einmal sieht er, wie zwei Arbeiter aus einem LKW aussteigen und zu einer nahegelegenen Grünflache gehen. Nach einer kurzen Begutachtung schauen beide auf ihre Uhren und einer der beiden beginnt, ein Loch zu graben. Als das Loch fertig ist, warten beide zehn Minuten bis einer der beiden erneut auf seine Uhr schaut und seinen Kollegen auffordert, das soeben gegrabene Loch wieder zuzuschütten. Als das Loch wieder mit Erde gefüllt ist, schauen sich beide zufrieden an und gehen zusammen fünf Meter zur Seite, um den ganzen Prozess an einer neuen Stelle von vorne zu beginnen. Nachdem sich das Spiel sechs weitere Male wiederholt, hält der alte Mann es nicht mehr aus und ruft zu den beiden nach dem Sinn ihrer Arbeit. Hey, alter Mann, wir pflanzen Bäume antwortet einer der beiden Arbeiter. Komisch, ich sehe aber keine Bäume, antwortet der alte Mann. Unsere Arbeit ist es die Löcher zu graben und sie wieder zu füllen. Dass der Kollege mit den Bäumen nicht gekommen ist, ist nun wirklich nicht unsere Schuld. Liebe Freunde, man kann keinen Baum ohne Baum pflanzen, und man kann die Zukunft des Judentums, und damit auch unserer Gemeinden, nicht ohne Judentum, ohne Thora und Mitzwot, Tradition und wahrer Jiddischkeit pflanzen. Chanukka ist der perfekte Moment, über dieses wichtige Thema zu schreiben. Im Krieg der Griechen gegen die Juden war es nicht das Hauptziel, so viele Juden wie möglich zu ermorden. Die Griechen haben nicht einmal, wie die Babylonier oder Römer, den Tempel zerstört. Es reichte ihnen, den Tempel spirituell zu verunreinigen. Wenn sie das Anzünden der Menora verhindern hätten wollen, hätten sie einfach alles Öl auskippen können, doch es reichte ihnen, einfach das Koscher Siegel zu brechen und damit das Öl im geistigen Sinne unbrauchbar zu machen. Sie wollten, dass die Juden weiter einen Tempel haben, die Menora anzünden und weiter Thora studieren, Aber mit einer Bedingung: Nur als reine Kultur, aber dieses ohne Heiligkeit. Es wird so viel über jüdische Einigkeit gesprochen, das ist alles super, aber sagen Sie mir, was verbindet z.b. einen Juden aus Krefeld mit einem Juden aus dem Iran, aus Budapest oder aus Marokko? Wir sprechen nicht die gleiche Sprache, essen nicht das gleiche Essen und haben ziemlich verschiedenen Mentalitäten. Denken Sie mal darüber nach: Das einzige, was alle Juden verbindet, ist, dass wir alle am 25 Kislev die Chanukkia anzünden, dass wir am 14ten Nissan alle bei einem Seder sitzen, Matze essen und vier Gläser Wein trinken und an Jom Kippur den ganzen Tag zusammen in der Synagoge verbringen. Dies sind die Bäume die wir pflanzen, und dies ist die einzige Zukunft, die wir haben. Die Wahl ist unsere. Unweit der Rauchstraße in Berlin gibt es ein Haus, in dessen Garten eine stolze norwegische Flagge weht. Die Familie die in diesem Haus wohnt spricht norwegisch. Sie feiert die norwegischen Feiertage, singt norwegische Lieder und liebt norwegisches Essen. An den Wänden ihres Hauses hängen Bilder norwegischer Landschaften. Es gibt Millionen von Menschen in Berlin, die nicht norwegisch sprechen, oder nur wissen, wie die Hauptstadt Norwegens (Oslo) heißt. Diese Familie ist eine absolut krasse Minderheit in Berlin, und dennoch kann ich ihnen versichern, dass diese Familie sich niemals assimilieren wird, denn in diesem Haus wohnt der norwegische Botschafter mit seiner Familie. Und Botschafter assimilieren sich nicht. Es spielt keine Rolle, wie lange ein Botschafter in einem Land wohnt. Er weiß immer, woher er kommt und wen er repräsentiert. Das jüdische Volk ist G ttes Botschafter in dieser Welt. Solange wir sicherstellen, dass unsere Kinder wissen, woher sie kommen, werden sie sich nicht assimilieren. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Assimilieren und integrieren sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Es ist nicht nur möglich, sondern ganz normal, dass sehr bewusste Juden 100% Teil unserer Gesellschaft sind und sich gleichzeitig zu 0% in dieser Gesellschaft auflösen. Ein Judentum als einfache Kultur - Koscher Style wird niemals langfristige Ergebnisse bringen. All dies ist ähnlich dem Bäume Pflanzen ohne Bäume und sich dann wundern warum nichts wächst. Wenn wir allerdings am Sukkot in der Sukka sitzen, am Simchat Thora mit der Thora tanzen und mit unseren Kindern jeden Schabbat zur Synagoge kommen und eine Mezuza an unseren Türen anbringen, dann machen wir ein Statement. Ein Statement für unsere Kinder, Enkelkinder, für unsere Nachbarn und für die ganze Welt. Dies sind Aussagen

7 darüber, wer wir sind. Es ist kein Geheimnis, dass wir als jüdische Gemeinschaft vor riesigen Herausforderungen stehen. Bar und Bat Mitzwa Partys haben wenig mit Mitzwa zu tun, und die Mehrheit der Juden kennt zwar den Namen von Jesus Mutter, aber nicht den von Moses Mutter. Die meisten Juden kennen alle säkularen Feiertage, aber haben keine Ahnung, was Lag BaOmer ist und warum wir es feiern. Die meisten Juden sprechen eine zweite Sprache, aber es ist nicht hebräisch, und sie kennen nicht die Namen der fünf Bücher Moses. Und dennoch bin ich ein Optimist, weil alle meine Vorbilder und Mentoren mich gelehrt haben, Vertrauen ins jüdische Volk zu haben. Man erzählt sich eine Geschichte über einen alten Mann in New York, der in Brooklyn jeden Morgen um 7:30 an einer Straßenecke stand. Es spielte keine Rolle, ob in der Hitze des Sommers oder im tiefen Schnee des Winters. Eines Tages wurde er von einem Anwohner gefragt, was er jeden Morgen da machen würde. Seine Antwort: Ich bin durch die Hölle der Konzentrationslager gegangen. Fast meine gesamte Familie wurde im Holocaust ausgelöscht. Nach unserer Befreiung habe ich viel über die Zukunft des jüdischen Volkes nachgedacht. Ich machte mir große Sorgen. Dass ich hier an dieser Kreuzung jeden Morgen stehe, ist wie eine Therapie für mich, denn, was ich hier jeden Morgen sehen kann, beweist mir, dass wir als Volk überlebt haben. Von dieser Kreuzung sehe ich jeden Morgen 35 Busse voller jüdischer Kinder, die in die jüdischen Schulen gefahren werden. Dieser Mann glaubte an die Zukunft des jüdischen Volkes und wollte daran Teil haben. Ich ende mit einer Geschichte, die ich von einem meiner Vorbilder, dem ehemaligen Oberrabbiner Israels, Meir Lau, gehört habe. In der Zeit als Michael Gorbatschow Generalsekretär der Sowjetunion war, wurde Rabbi Lau als Teil einer Delegation eingeladen, einige jüdische Gemeinden in der UDSSR zu besuchen. In der letzten Nacht des Besuches in der Moskauer Synagoge bat ein Mann mit den Namen Berke, Rabbi Lau zum Hotel zurück begleiten zu können. Auf dem halbstündigen Weg zum Hotel begann der Mann zu weinen. Ihr seid gekommen, um uns etwas beizubringen, mit uns zu singen und Schabbes zu verbringen. Am Ende fahrt ihr zurück ins Heilige Land, und wir bleiben hier in diesem Loch zurück. Rabbi Lau fragte: Berke, wie alt bist du? Ich bin 86 Jahre alt Reb Berke, ich bin sicher, die Russen werden nichts dagegen haben, wenn du mit mir die Sowjetunion verlässt. Ich habe ein paar sehr einflussreiche Kontakte hier. Lass mich heute Abend ein paar Gespräche führen, und morgen sitzt du mit uns im Flugzeug nach Israel. Oj, Jerusalem zu sehen. Die Klagemauer zu berühren. Was würde ich nicht alles tun, um den Boden des Heiligen Landes zu küssen, sagte Reb Berke. Doch wie egoistisch kann ein Mensch sein? Ich habe eine Tochter, und sie wohnt außerhalb von Moskau. Sie hat zwei Jungs. Einer ist sieben und einer ist neun. Sie sind meine Einikel. Einmal im Monat kommen die beiden ihren Opa besuchen. An diesem Tag ziehe ich mir meine Shabbes Sachen an. Ich setze meine Enkel auf meinen Schoß und sage mit ihnen das Schema Gebet. Ich erzähle ihnen von Abraham, Jitzchak und Jaakow. Wir sprechen über Schabbat und die jüdischen Feiertage. Ich erzähle meinen Enkeln, wer sie sind. Wenn ich mit ihnen nach Israel fahre, wer wird meinen Enkeln sagen, dass sie Juden sind? Wer wird dafür sorgen, dass eine Jahrtausend alte Kette jüdischer Tradition nicht unterbrochen wird? Ich bin mir sicher, dass heute an Chanukka irgendwo auf der Welt zwei Brüder, die um die 35 Jahre alt sind, die Chanukkia zünden, weil ihr Opa seinen Traum vom Heiligen Land geopfert hat, damit sie Juden bleiben. Ich höre oft Oh mein Großvater war ein Rabbi in Warschau, Mein Urgroßvater war ein Schochet oder ein Lehrer im Cheder. Das ist großartig! Aber was wesentlich wichtiger ist als von wem wir abstammen, ist, wer von uns abstammen wird. Das ist Zukunft, der Rest ist Vergangenheit. Der einzige Weg, der eine jüdische Zukunft, ob in Deutschland oder egal wo auf der Welt, garantiert, ist die Verbindung der Jugend mit einem authentisch gelebten Judentum. Liebe Eltern, Großeltern, träumen Sie davon, Ihre Kinder eines Tages unter der Chuppa bei einer jüdischen Hochzeit zu sehen? Kommen Sie mit Ihren Kindern und Enkeln in die Gemeinden. Seien sie mit uns nicht nur am Jom Kippur. Besuchen Sie unsere Unterrichte. Lassen Sie Ihre Kinder den Afikoman am Pessach bei uns in der Gemeinde suchen. Lernen Sie mit uns durch die Nacht an Schawuot. Essen Sie mit uns Pizza in der Sukka und tanzen Sie mit uns mit der Thora um die Bima. Weinen Sie mit uns am 9 Aw und lachen mit uns am Purim und Chanukka. Pflanzen wir heute, auf dass wir morgen ernten! 5

8 6 Interreligiöses Treffen Berlin Berlin ist zwischen Jerusalem und Rom Rabbiner Arie Folger aus Wien schloss sich am Sonntag 3. November Rabbinern der ORD in Berlin für eine Tagung mit katholischen Bischöfen an. Rita Geballe interviewt ihn zu dieser Tagung und zur Bedeutung interreligiöser Begegnungen. Herr Rabbiner Folger, Sie kommen soeben von einer interreligiösen Fachtagung der ORD mit der katholischen Deutschen Bischofskonferenz Deutschlands zurück. Finden Sie solche Begegnungen wichtig; wenn ja, wieso? Seit Beginn meiner Tätigkeit als Gemeinderabbiner bin ich interreligiös tätig. Meine rabbinischen Kollegen in Deutschland und anderswo in Europa tun das genauso. Allerdings ist diese Arbeit in den letzten Jahren viel wichtiger geworden. Spätestens nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle ist jedem klar, dass die Gesellschaft noch immer nicht verstanden hatte, wie stark der latente Antisemitismus in der Gesellschaft präsent ist, dass er immer wieder aus der schlummernden Phase Täter erregt, ihre Vorurteile mit Gewalt zu Ausdruck zu bringen. Sprich: damit wir den Antisemitismus stärker bekämpfen können, brauchen wir die Hilfe der Religionsgemeinschaften. Wir sehen in den letzten Jahren auch immer wieder, wie schwer die Politik sich tut, den Antisemitismus anzuerkennen, insbesondere wo er nicht im politischen Narrativ einer Partei passt. Und auch wenn die Politik richtige und wichtige Entscheidungen trifft, passiert es durchaus, dass diese Entscheidungen nicht zwingend bei Beamten, insbesondere bei Staatsanwaltschaften, Richtern, bei der Polizei und in Schulen durchdringen. Aber: Unsere interreligiösen Beziehungen entstanden nicht erst nach der Attacke in Halle, und die ersten Früchte dieses fruchtbaren Dialogs wuchsen nicht erst mit den Mahnwachen seit Halle. Bereits während der Beschneidungsdebatte in standen sowohl die katholische Kirche als auch die evangelischen Kirchen an unsere Seite, um die Religionsfreiheit zu verteidigen. Der muslimisch-jüdischer Dialog ist zwar wesentlich jünger und in einer früheren Phase der Vertiefung, und steht vor anderen Herausforderungen, aber auch er entwickelt sich und soll besondere Beiträge für den gesellschaftlichen Frieden bringen. Sind die theologische Spaltungen zwischen unseren jeweiligen Religionsgemeinschaften dafür nicht zu tief? Ein Merkmal der Art, wie wir als orthodoxe Rabbiner uns am Dialog beteiligen, ist, dass wir nicht versuchen, den theologische Differenzen aus dem Weg zu gehen oder zu vertuschen. Vielmehr betonen wir, wie es in der bahnbrechenden Verkündung international führender orthodoxen Rabbinate an die katholische Kirche namens Zwischen Jerusalem und Rom heißt, dass es zwischen uns unüberbrückbare theologische Differenzen gibt. Unser gegenseitiger Respekt kommt nicht von einer Vertuschung dieser Differenzen, sondern aus einem tiefen Respekt für die theologische Unabhängigkeit jeder Konfession und der Begegnung auf Augenhöhe. Die Betonung dieser Differenzen hindert uns nicht daran, im gleichen Dokument zu verkünden: Trotz dieser grundlegenden Unterschiede haben einige der höchsten Autoritäten des Judentums erklärt, dass den Christen ein besonderer Status gebührt, da sie den Schöpfer des Himmels und der Erde anbeten, der das Volk Israel aus ägyptischer Knechtschaft befreite und dessen Vorsehung der gesamten Schöpfung gilt. Welche theologische Prinzipien verhandeln Sie dabei? Kein einziges! Das Prinzip unserer Begegnung auf Augenhöhe ist, dass wir keinen gegenseitigen theologischen Handel betreiben. Wir kommen, einander kennenzulernen, voneinander zu lernen und zu verstehen, und suchen Wege um gemeinsam einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, unsere Rechte zu wahren und uns für das Ansehen von Religion und religiösen Menschen im allgemeinem einzusetzen. Dabei befolgen wir die Weisungen von Rabbiner Joseph Ber Soloveitchik, der schrieb: [Wir,] Mitglieder der Gemeinschaft der Wenigen [sollten] immer mit Takt und Verständnis handeln und es unterlassen, der Gemeinschaft der vielen, die stolz und umsichtig sind, Veränderungen in ihren Ritualen oder Verbesserungen ihrer Texte vorzuschlagen.... Die Nichteinmischung und Nichteinbeziehung in etwas, das uns völlig fremd ist, ist eine conditio sine qua non (unabdingbare Voraussetzung) für die Förderung von Wohlwollen und gegenseitigem Respekt. [Wir] sind in unserer durch das Martyrium von Millionen geheiligten Geschichte sicherlich nicht autori-

9 7 siert worden, einer anderen Glaubensgemeinschaft auch nur hinzuweisen, dass wir geistig bereit wären, historische Haltungen zu revidieren, Gefälligkeiten im Zusammenhang mit grundlegenden Glaubensfragen zu verhandeln und einige unserer Differenzen auszugleichen. Findet diese Fachtagung regelmäßig statt? Es bestehen bereits jährliche Treffen zwischen Rabbinern und Bischöfen, aber diese Fachtagung auf solch einem hohen Niveau und mit so vielen Teilnehmern ist neu. Wie kam dieses Treffen zustande? Im Sommer 2018 veröffentlichte die theologische Zeitschrift Communio eine Schrift vom emeritierten Papst Benedikt XVI, in der einiges geschrieben wurde, dass in vielen Kreisen schlecht angekommen ist. Wie viele andere schrieb auch ich eine Kritik jener Schrift 1 ; allerdings zeigte ich mehr Verständnis als viele andere Kritiker. Viele störten sich daran, dass trotz des intensiven jüdischkatholischen Dialogs, trotz des Bekenntnisses der Kirche, dass G ttes Bund mit dem jüdischen Volk ungekündigt und unkündbar ist, Benedikt den Lesern ins Ohr flüstere, dass nach seiner Meinung sogar für Juden keinen Heilsweg ohne Glaube an Jesus möglich ist. Ich störe mich nicht daran. Schließlich glauben wir Juden auch an einen einzigen Heilsweg, der eben mit dem christlichen Heilsweg in Widerspruch steht. Für uns ist ausgerechnet der Glaube an Jesus etwas, das den Heilsweg eines Juden abbrechen wird. Dass wir trotzdem Wege finden, um unsere gegenseitige Brüderlichkeit zu stärken und theologisch zu stützen, zeigt, wie gut die christlich-jüdische Beziehung sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. 1 Gefahr für den Dialog, Jüdische Allgemeine Hingegen fand ich andere Thesen seiner Schrift problematisch. Noch mehr aber störten wir uns an dem Begleitbrief von Kurt Kardinal Koch, dem Vorsitzenden der päpstlichen Kommission für religiöse Beziehungen mit dem Judentum, der glaubte, die theologischen Reflexionen [der Schrift Benedikt] in das künftige Gespräch zwischen Kirche und Israel eingebracht werden sollten und der vorliegende Beitrag das jüdisch-katholische Gespräch bereichern wird. Darauf reagierte die ORD in einem scharfen offenen Brief, den auch meine Wenigkeit mit unterschreiben durfte, und schrieb: Für uns stellen sich damit mehr Fragen und Zweifel als positive, zukunftsgerichtete Denkanstöße. Kardinal Koch versuchte in einem Antwortbrief, sich und den emeritierten Papst zu erklären, und lud uns zu einem Treffen an. Wir wählten als Veranstaltungsort den Vatikan und am 15. und 16. Januar 2019 traf sich eine Delegation von 4 Rabbinern der ORD, sich für ein langes und angespanntes Gespräch mit Kardinal Koch und Pater Norbert Hofmann. Bei diesem Treffen erlangten wir wichtige Richtigstellungen des Vatikans uns lernten eine Menge über die interne Politik, Überlegungen und theologische Betrachtungen im Vatikans bezüglich verschiedener jüdischen Themen. Am Folgetag trafen sich drei der Rabbinern mit Benedikt für ein langes und fruchtbares Gespräch. Dabei kamen Benedikt und Kardinal Koch zur Entscheidung, sich noch stärker für die Religionsfreiheit in jenen Bereichen einzusetzen, die für Juden wichtig sind. Was wurde bei der Tagung in Berlin besprochen? Zwei Themen standen im Vordergrund, einerseits die orthodoxe Deklaration Zwischen Jerusalem und Rom und ihre theologische Bedeutung, anderseits die theologische Bedeutung des Staates Israels. Dieses letzte Thema war Gegenstand unserer Kritik an Benedikt und Koch,

10 8 und wurde bei unserem Treffen ausführlich thematisiert. Fünfundzwanzig Jahre nach der diplomatischen Anerkennung des Staates Israels durch den Vatikan ist er jetzt bereit, die religiöse Bedeutung des Staates zu besprechen. Deshalb entschieden wir uns dort, einige Tagungen zu diesem Thema zu planen. Das Treffen in Berlin ist eine direkte Folge unseres Dialogs. Was ist das Ziel dieser Tagungen? Dass der Vatikan mit seiner diplomatischen Neutralität nicht ohne es zu wollen den neuen Antisemitismus in Form des Antizionismus in eigenen Reihen und anderswo stärkt. Der Vatikan soll auch nicht alle Arten historische Revisionismus aus Versehen oder aus realpolitischen Überlegungen stillschweigend unterstützen. Ein Beispiel von solchem Revisionismus bildet die Abstimmung der UNESCO am 12. Oktober 2016, in der der Tempelberg ausschließlich als muslimische Stätte mit dem muslimischen Namen Haram al-scharif aufgeführt wird und damit die jüdische Bedeutung des ihm heiligsten Ortes stillschweigend geleugnet wird. Was bringen solche Begegnungen? Erstens bauen wir Vorurteile ab, aber mittlerweile legen wir die Grundlage für wichtige politische und gesellschaftliche Engagements. Bezüglich der jüngsten Tagung hoffen wir, dass die katholischen Teilnehmer, die alle von der religiösen Bedeutung des Staates Israels überzeugt sind, eine kirchliche und zivilgesellschaftliche Welle auslösen werden, die sich verstärkt gegen die Delegitimierung Israels wehren wird. Dabei verlangen wir nicht, dass die Zivilgesellschaft jede politische Entscheidung einer Regierung Israels akzeptiert; das ist nicht das Thema. Vielmehr sollen die drei D, Doppelstandards, Dämonisierung und Delegitimierung in den eigenen und anderen Reihen erkannt und bekämpft werden. Auch das ist Teil der Bekämpfung des Antisemitismus. Woran messen Sie den Erfolg? An Aktionen, um die Mitglieder der Kirche zu sensibilisieren (z.b. Erziehungsmaterialien) und an öffentliche Stellungnahmen, die allerdings nicht immer unmittelbar, sondern eher im Sog der Monate und Jahren des dauerhaften Engagements entstehen. Dabei geschieht auch ganz viel hinter den Kulissen. Werden die Beiträge Ihres Arbeitstreffens veröffentlicht? Es war eine geschlossene Sitzung, in der zum Teil heikle und sensible Themen besprochen wurden. Nicht alle solche Beiträge eignen sich für den öffentlichen Diskurs. Können Sie uns dennoch ein nennenswertes Zitat verraten? Ja. Prof. Barbara Schmitz, die Altes Testament an der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität in Würzburg unterrichtet, bemerkte, dass in Zwischen Jerusalem und Rom zwar Grenzen gezogen werden. Erst aber durch diese Grenzen können Räume für den Dialog und für die Begegnung entstehen. Man kann so in Berlin den Raum zwischen Jerusalem und Rom erkennen.

11 9 "Das Wort zum Schabbat" Rhetorik für Rabbiner der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Unter diesem Arbeitstitel fand Ende Oktober eine Kooperationsveranstaltung zwischen der ORD und der Bildungsabteilung des Zentralrates der Juden statt. Die Erwartungen, auf die heute Rabbiner treffen, sind deutlich breiter angelegt, als noch vor wenigen Jahren. Der Rabbinerarbeitstag ist im modernen Gemeindeleben stark von Redeanlässen dominiert. Jeder Rabbiner redet unter anderem vor seiner Gemeinde am Schabbat, unter der Woche, im Jugendzentrum, in der Schule, im Kindergarten, im Altenzentrum. Das sind die mehr oder wenigen formellen Reden. Natürlich kommen noch etliche private Gespräche mit Gemeindemitgliedern dazu, sei es bei freudigen Anlässen wie der Planung einer Hochzeit oder etwa einer Brit Mila, oder traurige Anlässe, wie beim Besuch eines Trauerhauses. Zunehmend sind Rabbiner aber auch Botschafter jüdischen Lebens für die nichtjüdische Öffentlichkeit. Wir werden immer häufiger von Reportern oder anderen Medien zu aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen befragt. Wie bringt man jetzt seine Botschaft rüber? Wie kann man, all das Wichtige, was man zu sagen hat so formulieren, dass seine Botschaft ankommt? All dieses und noch viel mehr wurde uns beim zweitägigen Seminar in eindrucksvoller Weise von den Beiden Referenten Sabena Donath, Leiterin der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden, und Zvi Bebera erklärt. Das Seminar umfasste Übungen mit Videoeinsatz und Auswertung, Grundregeln der Rhetorik, Wortschatz und Stil sowie der Umgang mit Interviews. Unser ausdrücklicher Dank gilt natürlich den beiden Referenten. Wichtig ist es uns auch, dem Zentralrat für die großzügige Unterstützung und Planung zu danken. Ein stellvertretender Dank geht hier an Harry Schnabel, Mitglied im Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und Mitglied des Präsidiums des Zentralrates, der uns mit einer eindrucksvollen und bewegenden Rede begrüßte. Auch wollen wir explizit Prof. Dr. Doron Kiesel, Wissenschaftlicher Direktor der Bildungsarbeit im Zentralrat der Juden in Deutschland für das Ermöglichen dieser fruchtbaren Veranstaltung danken.

12 10 11 Buchvorstellung Ein Zeichen für die Ewigkeit Erklärungen zu den 39 Melachot von Schabbat Von Rabbiner Avraham Yitzchak Radbil An dieser Stelle möchten wir ihnen ein sehr besonderes Buch vorstellen. Unser geschätztes Mitglied und Teil unseres Beirates, Rabbiner Avraham Yitzchak Radbil, hat ein weiteres Buch veröffentlicht. Dieses Mal ist es über das komplizierte Thema der Schabbat Gesetze. Dieses sehr komplexe Themengebiet wurde wunderbar verständlich und auch sehr praxisbezogen präsentiert. Die Liste der Empfehlungsschreiben, die auch im Buch abgedruckt sind, ist beeindruckend. Es hat nicht nur eine Empfehlung vom Vorstandsmitglied Rabbiner Avichai Apel, sondern auch von Oberrabbiner Raphael Evers, Mitglied des Beit Dins. Auch der israelische Oberrabbiner David Lau hat ein paar Zeilen des Lobes geschrieben. Die Alma Mater des Autors, das Rabbinerseminar zu Berlin, hat selbstverständlich ihre Empfehlung und Lob zu Wort gebracht. Erhältlich ist das Buch direkt bei der ORD für 14. Falls sie Interesse haben, bestellen sie ihre Kopie per Gekürzter Buchauszug, Kapitel 38: Melechet Makeh Bepatisch - Der letzte Hammerschlag Besonders relevant bei: Schnürsenkel einfädeln, Zurechtlegen eines Scheitels (einer Perücke), Uhr einstellen, zusammengeklebte Buchseiten trennen, allgemeine Reparaturen, Parfüm benutzen, Kleider Zusammenlegen, etc Eine der 39 Melachot ist Makeh Bepatisch - der letzte Hammerschlag, die Definition dieser Melacha ist folgende: jegliche Art der Fertigstellung eines Gegenstandes, also seine Erschaffung, Verbesserung oder Reparatur, sodass der Gegenstand benutzbar wird, ist Makeh Bepatisch. Wo kam diese Melacha im Mischkan vor? Als die goldenen und eisernen Gefäße des Mischkans hergestellt wurden, brauchte man den letzten Hammerschlag, um sie in die gewünschte Form zu bringen. Welche Tätigkeiten fallen unter diese Melacha? 1. Einen Gegenstand benutzbar machen, beispielsweise wenn man in einem neuen Buch noch zusammengeklebte Seiten voneinander trennt und damit das Buch benutzbar macht. 2. Verbesserung eines Gegenstandes, selbst wenn er davor schon benutzbar war, beispielsweise wenn man eine quietschende Tür ölt, damit sie nicht mehr quietscht. 3. Schaffung eines Utensils oder Zusammensetzen von Komponenten, die allein keine Benutzung hätten, beispielsweise wenn man neue Schnürsenkel in die Schuhe einfädelt. 4. Einen kaputten Gegenstand reparieren oder zusammenbauen, beispielsweise wenn man eine herausgefallene Klinge wieder in das Messer einsetzt oder ein Messer schärft. Ist das Zusammenbauen immer verboten? Wenn man zwei Gegenstände, die alleine keine Verwendung haben, zusammenbaut, stellt dies eine Form der Erschaffung eines Utensils dar. Das gilt sogar für den Fall, wenn diese Gegenstände nicht fest zusammengefügt sind, wie im Fall neuer Schnürsenkel. Es gibt jedoch Ausnahmen, zum Beispiel, wenn diese Gegenstände in der Regel nach der Benutzung wieder auseinandergenommen werden. So ist es beispielsweise erlaubt, am Schabbat einen Gürtel zum ersten Mal in eine Hose einzuziehen, da dieser in der Regel nach dem Tragen der Hose wieder entfernt wird, was bei Schnürsenkeln in der Regel nicht der Fall ist. Falls man aber einen Gürtel permanent in einem Kleidungsstück, wie beispielsweise einem Mantel, belassen möchte, darf er nicht am Schabbat zum ersten Mal eingezogen werden. Eine andere Ausnahme wäre, wenn man nach der Be-

13 nutzung das neu entstandene Utensil wegwirft, so darf man beispielsweise am Schabbat eine Nadel in eine Spritze einsetzen, denn nach der Benutzung wird diese entsorgt. 11 Ist das Reparieren von Utensilien ein Toraverbot, oder wurde es von den Rabbinern eingeführt? Wenn ein Gegenstand so kaputt ist, dass er nicht mehr benutzt werden kann, ist es ein Toraverbot, diesen Gegenstand am Schabbat zu reparieren. Falls er aber noch benutzt werden kann und die Reparatur nur einer Verbesserung des Gegenstandes verursacht, ist es ein rabbinisches Verbot, solch einen Gegenstand am Schabbat zu reparieren. Somit wäre das Schärfen eines Messers, welches überhaupt nicht mehr benutzt werden kann, ein Toraverbot, falls man aber mit dem Messer noch etwas schneiden kann, wäre das Schärfen am Schabbat ein rabbinisches Verbot. Zerbrochene Utensilien, die am Schabbat nicht benutzt werden können, fallen oft in die Kategorie von Muktze und dürfen am Schabbat nicht bewegt werden, so ist beispielsweise ein abgefallenes Stuhlbein am Schabbat Muktze. Welchen praktischen Unterschied gibt es zwischen diesen beiden Kategorien? Wenn es ein Toraverbot betrifft, also wenn es sich um komplett unbenutzbare Gegenstände handelt, dürfen diese unter keinen Umständen repariert werden, selbst wenn die Reparatur keine besondere Anstrengung verlangt. Falls es aber ein rabbinisches Verbot betrifft, also um Gegenstände, die noch benutzt werden können, darf man sie am Schabbat reparieren, wenn die Reparatur keine Anstrengung verlangt. So darf man beispielsweise am Schabbat eine leicht verbogene Brille wieder zurechtbiegen, da dies keiner Anstrengung bedarf. Ein Scheitel darf aber nicht zurechtgelegt werden, da es eine gewisse Anstrengung anfordert. Praktische Beispiele Makeh Bepatisch: Kleidung (Preisschild, Falten, Gürtel, Parfümieren): Es ist am Schabbat erlaubt, ein Preisschild von der Kleidung zu entfernen, wenn man die Kleidung direkt tragen möchte. Man darf am Schabbat keine Kleidung wie beispielsweise eine Hose oder ein Tallit entlang der Falten falten, da es die Kleidung verbessert und somit der Melacha Makeh Bepatisch ähnelt. Kleidung darf jedoch nicht entlang der Falten gefaltet werden. (Viele erklären, dass der Tallit bevorzugt direkt nach dem Schabbat- Ausgang zusammengelegt werden soll, damit die Woche mit der Erfüllung einer Mitzwa beginnt. Dies wird damit begründet, dass durch diese Tätigkeit die Tage der eigenen Ehefrau verlängert werden. Man hat in der Regel den Tallit von seiner Frau zur Hochzeit geschenkt bekommen. Indem man gut auf ihn achtet, zeigt man, dass man keinen anderen Tallit, symbolisch also kein Geschenk von einer anderen Frau, haben wollen würde möchte.) Es ist am Schabbat erlaubt, einen Gürtel zum ersten Mal in eine Hose einzuziehen, da dieser in der Regel nach dem Tragen der Hose wieder entfernt wird, was bei einer Schuhsole normalerweise nicht der Fall wäre. Falls man aber einen Gürtel permanent in einem Kleidungsstück, wie beispielsweise einem Mantel, belassen möchte, darf er nicht am Schabbat zum ersten Mal eingesetzt werden. Es ist am Schabbat verboten, Kleidung zu parfümieren. Auch andere Gegenstände wie Vorhänge, Teppiche oder Möbel fallen unter dieses Verbot. Man darf jedoch Parfüm direkt auf den Körper oder die Haare sprühen, Raumerfrischer benutzen oder Zutaten zur Nahrung hinzufügen, die einen angenehmen Geruch erzeugen. Schuhe, Schnürsenkel, Schuhspanner: Man darf am Schabbat keinen neuen Schnürsenkel in den Schuh einfädeln, falls sich aber ein Schnürsenkel aus dem Schuh gelöst hat, darf dieser (ausschließlich) in diesen Schuh zurückgezogen werden. Man darf aber einen neuen Schnürsenkel in den Schuh einziehen, wenn klar ist, dass der Senkel eigentlich nicht dahin gehört und nur vorübergehend als eine Art Notlösung in den Schuh eingesetzt wird, also wenn er beispielsweise farblich nicht zum Schuh passt oder wenn man beim Einziehen einige Löcher auslässt. Man darf am Schabbat einen Schuhspanner in einen Schuh einsetzten, um seine Form beizubehalten. Dies wäre aber verboten, wenn es dazu dienen würde, einen verformten Schuh zu spannen.

14 12 11 Rabbiner Julian-Chaim Soussan Der individuelle Beitrag zur Welt Während der Chanukkatage fügen wir in der Amida und im Birkat Hamason das Gebet Al Ha Nissim - über die Wunder ein. Dort danken wir G'tt unter anderem dafür, dass Er die Starken in die Hände der Schwachen und viele in die Hände von wenigen übergeben hat. Was hier zunächst als militärische Unterstützung anmutet, ist in Wirklichkeit ein Spiegel jüdischen Selbstverständnisses in der Welt. Nicht weil ihr zahlreicher als die anderen Völker wäret, hat euch der HERR ins Herz geschlossen und ausgewählt; ihr seid das kleinste unter allen Völkern. (Deuteronomium 7.7) Der Einfluss jüdischen Denkens Wenn wir herausfinden wollen, ob bereits genügend Männer anwesend sind, um den Minjan von zehn Betern zu erfüllen, sagen wir einen zehn Worte umfassenden Vers. Wenn in biblischen Zeiten ein Zensus erfolgte, geschah dies anhand von Geldspenden, die man dann zusammenrechnete. Denn der Wert des Einzelnen besteht eben nicht in seiner bloßen Addition zur absoluten Zahl der Masse, sondern in seinem individuellen Beitrag zur Welt. Und beigetragen haben wir in dieser Welt überproportional angesichts der Tatsache, dass wir nur 1/5 eines Prozents der Menschheit ausmachen. Neben dem Monotheismus, den unverhältnismäßig vielen Nobelpreisen an Juden, der namhaften Initiierungen politischen Umdenkens und unzähligen häufig revolutionären geisteswissenschaftlichen Beiträgen, ist der Einfluss jüdischen Denkens auch an weniger bekannten und vielleicht auch unerwarteten Stellen deutlich. Judentum im Christentum 1486 hat der italienische Conte Pico della Mirandola verkündet, alle alten Weisheiten untersucht zu haben und dadurch zu 900 Prinzipien gelangt zu sein. 72 davon waren aus der Kabbala abgeleitet! So kam es, dass kabbalistisches Denken Einzug in das Christentum fand. Johannes Reuchlin ( ) lernte Hebräisch und engagierte jüdische Lehrer, u.a. Ovadia Sforno, den berühmten Thorakommentator, um sich helfen zu lassen. Er verfasste ein Werk über die hebräische Grammatik (De rudimentis hebraicis) und eines über die Kabbala (De arte cabalistica). Letzteres führte zu einem Zweig christlicher Kabbala. Während das jüdische Selbstverständnis aber bedeutete, dass jeder Junge in die Lage versetzt wurde, die Thora und ihre Kommentare selbst zu lesen und zu verstehen, war die Alphabetisierung im Christentum vor der Reformation ein Privileg des Adels und des Klerus. Diese benutzten die - für die meisten unverständliche - lateinische Vorlage häufig, um das Volk nach ihrem Gutdünken zu manipulieren, denn nur der Papst hatte das Recht, die Schrift zu interpretieren (sola scriptura). Martin Luther, der weniger an der Kabbala, mehr aber an der hebräischen Sprache interessiert war, sah einen ersten Reformansatz darin, dass er die Bibel aus dem hebräischen Original 1532 ins Deutsche übersetzte.

15 Ein methodisches Problem Doch leider verbesserte dies die Lage der Juden keineswegs, im Gegenteil, denn Luther hatte nun ein methodologisches Problem: Juden hatten die Thora seit Jahrhunderten interpretiert, und Luther musste befürchten, dass seine Leser auch deren Interpretationen übernahmen. Daher überwand er dieses Problem, indem er eine künstliche Trennung zwischen grammatikalischem und spirituellem Hebräisch zog: Juden würden zwar grammatikalisch die Bibel verstehen, so der Reformator, spirituell sei aber nur das Christentum in der Lage, den heiligen Text zu interpretieren. Luther, der zunächst für eine "gewaltfreie Judenmission" warb (schlimm genug), wurde zu einem der schrecklichsten Vordenker judenfeindlicher Sanktionen. Seine "Judenschriften" wurden einige Male für lokale Aktionen gegen Juden benutzt. Antisemiten benutzten sie ab 1879 zur Ausgrenzung von Juden. Nationalsozialisten und Deutsche Christen (DC) legitimierten damit die staatliche Judenverfolgung, besonders die Novemberpogrome Die Makkabäer Ein ganz anderer Bereich eröffnet sich uns, wenn wir Chanukka in Hinblick auf die siegreichen Makkabäer betrachten. Immerhin waren diese religionstreuen und wagemutigen Kämpfer für das Judentum Namensgeber für die wohl bekanntesten jüdischen Sportvereine in der modernen Zeit weltweit. Dass die Olympiade keine jüdische Erfindung ist, sollte nicht überraschen. Was aber weniger bekannt ist: die Paralympics gehen auf Dr. Ludwig Guttmann, einen orthodoxen Juden, zurück. In Schlesien geboren, in Deutschland zunächst gefeiert, emigrierte der Neurologe gerade noch rechtzeitig 1938 nach England. Dort behandelte er Kriegsversehrte. Die meisten waren stark sediert und hatten eine Lebenserwartung von wenigen Monaten. Ludwig Guttmann reduzierte die Betäubungsmittel, was zunächst sichtbare Schmerzen verursachte, und richtete die Patienten im Bett auf, was ebenfalls schmerzhaft war. Er warf ihnen Bälle zu und brachte seine Patienten dazu, in Rollstühlen ins Freie zu fahren - all das unter weiteren Schmerzen. Seine Kollegen klagten ihn an, dass er diesen "Krüppeln ohne Hoffnung" Leid zufügen würde. Er erwiderte, dass jeder einzelne das Recht auf eine Zukunft habe. Er organisierte Ballspiele im Rollstuhl: Patienten gegen Ärzte und Betreuer - die Patienten gewannen und hatten solch eine Freude daran, dass daraus letztlich die Paralympics entstanden sind. Chanukka bedeutet Hoffnung: Die Hoffnung auf die Realisierung des eigenen Seins. Dass wir etwas Individuelles beitragen können, ohne in der Masse zu verschwinden. Jedes Licht, das wir an Chanukka anzünden, steht für die Menschlichkeit in uns, der G ttlichkeit über uns und den Beitrag für die Welt, den wir bereit sind zu leisten. 13 Die undatierte Aufnahme zeigt den Arzt Ludwig Guttmann (vorne rechts) in Stoke Mandeville mit Querschnittsgelähmten am dortigen Hospital. Foto: picture-alliance

16 14 11 Das 613. Gebot: Das Schreiben einer Sefer Thora Im Wochenabschnitt Wajelech lesen wir vom Auftrag, eine Sefer Thora zu schreiben: Nun denn, schreibe diesen Gesang auf und trachte danach, dass Du ihn den Kindern Israels breibringst (Dewarim/Deut. 31:19). Rabbiner Raphael Evers Unsere Weisen bemerken, dass viele bedeutende Gelehrte über alle Jahrhunderte hinweg dieses Gebot, eine Sefer Thora zu schreiben, nicht vollständig erfüllt haben. Wie kann das sein? Eigentlich sollte man mit seiner Bar- Mitzwa bereits mit der Erfüllung dieses biblischen Gebotes beginnen müssen. Das erfolgt jedoch praktisch nicht und es stellt sich die Frage, wieso? Verschiedene Gelehrte vertreten die Ansicht, dass im Grunde jedes Mitglied einer Jüdischen Gemeinde, die Mitzwa, also das Gebot, eine Sefer Thora zu schreiben, erfüllt. Die gemeindeeigene Thorarolle ist Besitz der Gemeinschafft und wurde als solche für sie geschrieben. Wird man beim Gebet zur Thora aufgerufen, sieht ihn die Halacha, das Religionsgesetz, als ausschließlichen Eigentümer der benutzten Thorarolle an. Daraus folgt, dass da ihm in diesem Moment die Thora gehört, es ihm auch so angerechnet wird, als ob er sie eigen geschrieben hätte. Wenn man dabei auch noch mit dem Ba al Kore (die Person, die aus der Thora vorliest) mitliest, wird damit auch das Ende des Verses Und lehre ihn (das Lied oder die Thora) den Kindern Israels (Dewarim/Deut. 31:19) erfüllt. Wenn der Sofer (der Thora-Schreiber) eine Thora schreibt, tut er dieses für die heutige Gemeinschaft, also alle Gemeindemitglieder. Aber wie sieht es mit der Zukunft aus? Wie kann der Schreiber für Menschen, die zum Zeitpunkt der Vollendung der Sefer Thora noch nicht geboren sind, etwas erschaffen? Dieses ist in der Tat ein Problem. Aber auch dafür gibt es eine Lösung. Alle paar Jahre sollte jede Thorarolle vom Sofer überprüft werden. Häufig werden hierbei kleine Abnutzungen der Tinte entdeckt und sogleich berichtigt. Da eine Sefer Thora mit einem Fehler unbrauchbar ist, wird sie durch die Korrektur wieder koscher gemacht. Somit gilt jede Berichtigung als Vollendung der Thora. So können auch zukünftige Generationen von Gemeindemitgliedern ein Teil des ursprünglichen Schreibens der Thora-Rolle werden, da der Sofer ja im Namen und für die Gemeinschaft seine Arbeit tut. Eine Schwierigkeit stellt aber der gemeinschaftliche Besitz dar. Im Grunde muss Jeder laut dem Auftrag der Thora eine eigene Thora-Rolle besitzen. Unsere gelehrten Rabbiner meinen jedoch, dass eine Partnerschaft erlaubt sei, wenn jeder Partner dem Anderen das vollständige Besitzrecht in dem Augenblick an der Sefer Thora zugesteht, in dem dieser die Sefer Thora nutzt. Hierfür finden wir in den rabbinischen Responsen ein klassisches Beispiel. Früher kam es oft vor, dass Jüdische Gemeinden in nördlichen Ländern nur einen Etrog, die spezielle Zitrusfrucht für den Feststrauß der Vier Arten an Sukkot besaßen. Der Grund hierfür ist einfach. Der nördlichste Punkt, wo der Etrogbaum natürlich wächst ist Italien. Das Beschaffen eines Etrogs war daher sehr beschwerlich und auch mit enormen Kosten verbunden. Da jeder Jude am ersten Tag Sukkot (Laubhüttenfest) seinen eigenen Etrog besitzen muss, erfolgt die stillschweigende Vereinbarung, dass derjenige, der zu einem bestimmten Augenblick den Etrog während des Gebets festhält, automatisch hiervon Eigentümer wird. Auf diese Weise wird die Forderung der Thora, dass man Besitzer des Etrogs sein muss, erfüllt. Dasselbe gilt für eine Thora-Rolle. Wenn man zur Thora-Vorlesung aufgerufen wird, gilt der Aufgerufene als der ausschließliche Eigentümer der Thora-Rolle und somit auch letztendlich als der Auftraggeber des Schreibens. Auch wenn eine Privatperson der Synagoge eine Thora-Rolle schenkt, kann jeder im Augenblick, indem er aufgerufen wird, als ausschließlicher Eigentümer der Thora-Rollen betrachtet werden, wenn der Spender dieses bei der Schenkung deutlich ermöglicht. Wenn nun ein Bar-Mitzwa-Junge zum ersten Mal zur Thora aufgerufen wird, erfüllt er hiermit symbolisch oder reell, das letzte der 613 Gebote: das Schreiben und den Besitz einer Thora-Rolle. Gewiss ist das der Ursprung des Brauches, einen Bar- Mitzwa-Jungen zur Thora auf zu rufen, sobald er religiös volljährig ist. Alle paar Jahre sollte jede Thorarolle vom Sofer überprüft werden. Häufig werden hierbei kleine Abnutzungen der Tinte entdeckt und sogleich berichtigt. Aber was tun wir mit den Auffassungen von Maimonides ( ), der meint, dass jemand, der eine Thora- Rolle erbt, seine Mitzva nicht erfüllt hat. Jedoch gibt es

17 15 einen Unterschied zwischen Kaufen und Erben. Erben ist ein komplett passives Geschehen. Laut Jüdischem Recht muss man hierfür überhaupt keine einzige Aktivität tun. Kaufen erfordert jedoch eine gewisse Form von Aktivität. Wenn man zur Thora aufgerufen wird, erhält man für kurze Zeit das ausschließliche Eigentum an der Sefer-Thora. Das genügt. Das in Empfang nehmen einer Sefer Thora ist eine Tat. Mit dem Aussprechen der Beracha (Segensspruch) betont man deutlich, die Thora anzunehmen. So sieht man, wie wichtig es ist und bleibt, Mitglied einer jüdischen Gemeinde zu sein. Nur wir alle zusammen können diese wichtige Mitzwa von Ketiwat Sefer Thora dem Schreiben einer Sefer Thora - erfüllen.

18 16 Altnaj Freiburg Am 17. November 2019 war ein besonders freudiger Anlass für Südbaden. Die Synagoge in Freiburg wurde nach zahlreichen Sanierungen und zweieinhalb Jahren Umbauzeit wiedereröffnet. Begleitend zu dem Festakt der Wiedereinführung des Gotteshauses wurde eine im Jahr 1899, also 120 Jahre alte Thorarolle wieder restauriert. Die Zeremonie begann in den Ruinen der alten zerstörten Synagoge, inmitten des Stadtzentrums. Es war dem Landesrabbiner von Baden, Flomenmann, wichtig, die Feierlichkeiten genau an diesem Ort und Datum durchzuführen, denn es war kurz nach dem 9. November und an einem Standort, welcher den damaligen Opfern symbolisch ihre Würde zurückgeben konnte. Der Landesrabbiner betonte, dass wir an diesem Tag einen historischen Moment zusammen erlebten. Eine Synagoge, die von Nationalsozialisten zerstört wurde, dient uns als Veranstaltungsort, von dem wir heute die alt-neue Thorarolle in die sanierte Synagoge in Freiburg einbringen. Wir tanzten mit der Rolle durch die Gassen von Freiburg. Es waren viele prominente Gäste dabei. Unter anderem einem Mitglied des Bundestages, dem erste Bürgermeister - Ulrich von Kirchbach, dem Vorsitzenden des Oberrates Herr Rami Suliman, Kantor Moshe Hayoun, die Gemeindevorsitzende Irina Katz sowie zahlreicher weiterer Gäste und Mitglieder der Gemeinde. Nach der Einweihung der Thorarolle und der restaurierten Synagoge gab es zahlreiche Reden. Alle betonten die Wichtigkeit Jüdisches Leben zu fördern, Antisemitismus zu bekämpfen und uns stärker für den Frieden für alle Menschen zu engagieren. Bei einem Gläschen Wein und koscherem Fingerfood aus Straßburg gab es am Ende noch die schöne Gelegenheit, Gespräche führen zu können. Eugenia Korocencev

19 17 Einweihung Synagoge Konstanz Der 10. November 2019 war ein besonderer Tag für die Konstanzer und Badener Juden. An diesem Tag, 81 Jahre nach der Zerstörung der alten Synagoge in Konstanz, wurde endlich eine neue Synagoge eingeweiht. Der Oberrat baute das Gebäude drei Jahre lang und der Oberratsvorsitzende hat eine großartige und intensive Arbeit geleistet, damit dieser Bau realisiert werden kann. Über zwei Jahrzehnte sprach man über dieses Projekt und nun, dank Herrn Suliman, ist es Realität geworden. Es war eine besondere Zeremonie, man tanzte mit Thorarollen und viele Menschen begleiteten den Umzug von der alten zur neuen Synagoge. An den Feierlichkeiten nahmen auch unter anderem Rami Suliman Vorsitzender des Oberrates, Rabbi Moshe Flomenmann Landesrabbiner von Baden, Abraham Lehrer Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Winfried Kretschmann Ministerpräsident des Landes Baden- Württemberg, Mitglieder des Land- und Bundestages, Uli Burchardt Oberbürgermeister der Stadt Konstanz, Mitglieder der Gemeinde, sowie zahlreiche angemeldete und unangemeldete Gäste teil. Bevor man die Thorarollen in die neue Synagoge einbrachte, hat der Landesrabbiner gemeinsam mit dem Oberbürgermeister und Herrn Suliman eine Mesusa am Türpfosten angebracht. Während der Einweihungszeremonie betonte der Landesrabbiner von Baden, dass viele sich momentan die Frage stellen, ob jüdisches Leben in Deutschland heutzutage noch möglich sei und ob die Eröffnung einer Synagoge noch Sinn mache. Daraufhin antwortete er selbst, dass wenn wir antisemitische Vorfälle und unmenschliche Situationen, wie etwa in Halle an Jom Kippur erleben, dass dies etwas Dunkles ist. Indem wir die Synagoge eröffnen, bringen wir Licht in die Welt und bekämpfen diese Dunkelheit. Der Landesrabbiner bedankte sich im Namen aller Anwesenden bei Rami Suliman für sein Engagement und seine Willensstärke, um diese Synagoge zu eröffnen. Es gab eine Standing Ovation für Rami Suliman, welche die Dankbarkeit aller Anwesenden widerspiegelte. Sofort im Anschluss gab es noch eine erfreuliche Zeremonie. Rabbiner R. Radbil wurde als der neue Rabbiner von Konstanz vorgestellt und auch sogleich von Landesrabbiner Moshe Flomenmann und Rami Suliman feierlich in sein Amt eingeführt. Alle Redner betonten die Wichtigkeit des Kampfes gegen Antisemitismus und Unterstützung des jüdischen Lebens in Deutschland. Eugenia Korocencev

20 18 "Sot chanukka" Der achte und damit letzte Tag von Chanukka ist in der rabbinischen Literatur als Sot Chanukka Dieses ist Chanukka bekannt. Eine häufig gestellte Frage dazu ist aber, dass die Wörter Sot oder Seh dieses die Aufmerksamkeit auf etwas lenken sollen, was direkt vor einem ist. Was ist aber am achten Tag noch vor einem, auf was soll die Aufmerksamkeit gerichtet werden? Rabbiner David Geballe Beispiele für die klassische Nutzung von Sot oder Seh wären zum einen der Ausspruch des jüdischen Volkes nach der Teilung des Schilfmeeres DIES ist mein G tt (Schemot Kapitel 15, Vers 2), oder als G tt Moses das Gebot der Neumondverkündung beigebracht hat (Schemot Kapitel 12, Vers 2), indem Er ihm sagte: DIESES ist der Monat für euch (Raschi erklärt hier, dass Moses eine Mondsichel gezeigt wurde). Ein weiteres Beispiel welches wir alle kennen ist der Satz DIES ist die Torah, die Mosche den Söhnen Israel vorlegte, gemäß dem Ausspruch G ttes, durch Moses Hand (Dewarim Kapitel 4, Vers 44), den wir jedes Mal sagen, wenn in der Synagoge nach der Thoralesung die Rolle für alle sichtbar hochgehoben wird. Warum wird aber nun der letzte Tag Chanukka, an dem alle Kerzen schon abgebrannt sind und es keine neuen geben wird, es also keine mit den Sinnen greifbaren Dinge mehr gibt, mit Sot bezeichnet? Eine einfache Antwort lässt sich schnell finden. Wir lesen an jedem Tag von Chanukka aus der Thora den Abschnitt über die Einweihung des Altars durch die Stammesfürsten (Bamidbar Kapitel 7). Der Grund dafür ist, dass die Einweihungsfeier des Stiftzeltes am selben Tag vollendet war, der später der letzte Tag des Chanukkawunders sein sollte. Am letzten Tag von Chanukka lesen wir den Abschnitt der mit Sot Chanukka anfängt. Wie bei vielen Fragen gibt es aber noch viele bedeutungsvollere Betrachtungsweisen. Eines der vornehmlichen Aspekte von Chanukka ist Chinuch Erziehung. Beide Worte werden im Hebräischen aus derselben sprachlichen Wurzel gebildet. Die Erziehung hat eine sehr interessante Eigenschafft: Wann ist der Moment, in dem man sieht das etwas gelernt wurde? Natürlich, so mag man meinen, wenn der Lehrer mit Schülern im Unterricht ist. Bei genauer Betrachtung kommen wir jedoch zur Erkenntnis, dass dieses nicht vollendete Erziehung, sondern vielmehr nur der Prozess zum Erreichen derer ist. Wahres Lernen ist immer nach dem Unterricht zu beobachten. Dieses ist auch die Bedeutung von Sot Chanukka. Nachdem wir acht Tage lang die Chanukka Kerzen angezündet haben, sollte sich ein jeder von uns die Frage stellen, welches innere Feuer die Kerzen in uns entfacht haben. Jetzt lässt sich natürlich die Frage stellen was die anscheinend so wichtige Lektion ist, die uns Chanukka nahe bringen soll. In der klassischen rabbinisch philosophischen Literatur wie zum Beispiel dem Maharal finden wir einige klassische Erklärungen, auf die ich aber hier nicht eingehen möchte. Vielmehr möchte ich mir heute die Freiheit nehmen eine andere, zwar klassische, aber normalerweise in einem anderen Kontext existierende Lehre in ein neues Licht, das Licht von Chanukka sozusagen, zu bringen. Neben der Chanukkia, dem Chanukkaleuchter, ist der Dreidel DAS Symbol von Chanukka. Ein scheinbar einfaches Spielzeug: ein Kasten, an dem oben ein Zylinder zum Drehen angebracht ist, auf der Unterseite auf einen Punkt endend. Auf den vier Seiten des Kastens sind vier hebräische Buchstaben zu finden, das נ (Nun), das ג (Gimmel), das ה (Heh) und das ש (Schin), welches die Anfangsbuchstaben für den Satz Nes gadol haia scham (ein großes Wunder ist dort geschehen) bilden. Dieses einfache Spiel des Zufalles ist so fest mit Chanukka verbunden, dass es fast schon den Status eines religiösen Rituals hat. Es ist nicht nur eine Möglichkeit für Kinder einen Teil ihres Chanukkageldes zu verlieren, vielmehr ist es nichts Ungewöhnliches auch die größten Rabbiner zu beobachten, wie sie an der entzündeten Chanukkiah sitzen und den Dreidel ein paar Mal drehen. Es ist unverkennbar, dass hinter diesem doch recht einfach anmutenden Spiel mehr steckt als reine Unterhaltung. Vielleicht können wir etwas Licht auf unsere Frage werfen, wenn wir uns zu dem Thoraabschnitt wenden, der immer am Schabbos von Chanukka gelesen wird, dem Wochenabschnitt Mikeitz. Gleich zu Anfang finden wir Josef, wie er scheinbar vergessen von seiner Familie und

21 allen anderen im Ägyptischen Gefängnis sitzt, nahezu aller Hoffnung beraubt, je wieder frei zu kommen. Er ist am absoluten Tiefpunkt seines Lebens angekommen. Dann, völlig unerwartet, wird er aus dem Gefängnis befreit, gewaschen und in feine Kleidung gehüllt. So wird er zu Pharao gebracht und hinterlässt dort solch einen guten Eindruck, dass Pharao ihn zum Vizekönig über ganz Ägypten einsetzt. All die von langer Hand vorbereiteten Pläne werden sichtbar, die schlussendlich Josef mit seiner Familie wieder vereinen werden. Ohnedem hätte sich Jakows Familie nicht im Lande Ägypten niedergelassen und das lange Exil, welches das jüdische Volk schließlich formen wird, hätte nicht stattgefunden. Während der Zeit, in dem die Chanukka Geschichte stattfindet, haben die Juden einen ähnlichen Wendepunkt miterlebt. Die Armeen von Alexander dem Großen haben die alten Verhältnisse komplett verändert und haben griechische Kultur und Werte dem besiegten Volk aufgezwungen. Die Chancen für die jüdische Religion dem Ansturm der hellenistischen Kultur und dem Verbot jeglicher Ausübung des eigenen Glaubens zu überstehen sahen schlecht aus. Aber selbst in dieser dunkelsten Stunde hielten ein paar tapfere Menschen an ihrem Glauben fest und waren unerschütterlich in ihrer Gewissheit, dass G tt ihnen helfen wird, egal, wie ausweglos ihre Situation schien. Diese Menschen haben eine Revolution entgegen aller Wahrscheinlichkeiten gestartet und G tt hat sie mit einem atemberaubenden Triumph belohnt, dem Sieg des Lichtes über die Finsternis. Genau hier liegt die Symbolik des Dreidels. Er hat vier Seiten, in Repräsentation für die vier Himmelsrichtungen und die vier Formen aller Materie Erde, Wasser, Luft und Feuer, oder etwas moderner ausgedrückt: fest, flüssig, gasförmig und Energie. Ein Dreh von oben und der Dreidel fängt an zu wirbeln, und alle vorher gut sichtbaren Einzelheiten werden zu einem einzigen Farbklecks, in dem man nichts mehr klar erkennen kann. Aber selbst in diesem wirren Drehen bleibt eine Sache klar sichtbar. Unten kommt alles an einem einzigen Punkt zusammen, der Wirbel in dem alle Energie sich bündelt, die vereinende Kraft des Schöpfers. Und dann, wenn man schon das Gefühl hat, dass das Drehen nie mehr aufhören wird, verlangsamt sich der Dreidel und man kann wieder Einzelheiten ausmachen, genauso wie man des Öfteren erst nach einer Begebenheit versteht, was alles passieren musste, damit es diesen Ausgang genommen hat. Wir alle kämpfen mit den Mühen und Schwierigkeiten des alltäglichen Lebens, mit Enttäuschungen und manchmal auch mit der Ernüchterung. Zuweilen kommt es uns vor, als ob die Umstände einfach zu viel werden, dass es scheinbar keinen Ausgang aus einer Situation gibt. Lassen sie uns die Chanukkakerzen als Ermutigung sehen auch in solch schwierigen und scheinbar ausweglosen Situationen nicht den Mut zu verlieren. Dieses ist die wichtige Lektion, die uns Chanukka beibringen soll.

22 20 Rabbiner Raphael Evers Die Gedankenwelt des Talmuds Das Zünden der Channukia Im Talmud (Schabbat 21 b) wurde die Frage gestellt, wie wir das Zünden der Lichter in der Praxis durchführen. Dort lesen wir: Die Weisen lehrten: Die grundlegende Mizwa von Chanukka besteht darin, jeden Tag ein Licht für sich und seinen Haushalt durch eine Person, dem Oberhaupt des Hauses, entzünden zu lassen. Und die Mehadrin, also diejenigen, die in der Ausführung der Mitzwot akribisch sind, entzünden ein Licht für jedes Mitglied des Haushalts. Mehadrin min Hamehadrin, also diejenigen, die noch sorgfältiger sind, passen die Anzahl der Lichter täglich an. Beit Schammai und Beit Hillel sind sich in der Art dieser Anpassung nicht einig. Beit Schammai sagt: Am ersten Tag entzündet man acht Lichter und verringert von da an allmählich die Anzahl der Lichter, bis er am letzten Tag von Chanukka ein Licht entzündet. Und Beit Hillel sagt: Am ersten Tag entzündet man ein Licht und erhöht von da an allmählich die Anzahl der Lichter, bis er am letzten Tag acht Lichter entzündet. Soweit eine tannaitische Quelle; im Folgenden gibt es eine Meinungsverschiedenheit unter den Amoraim zu dem Disput zwischen Beit Schammai und Beit Hillel. Ulla sagte: Es gab zwei Amoraim im Westen, also Eretz Israel, die in Bezug auf diesen Streit nicht einverstanden waren, Rabbi Jossi Bar Awin und Rabbi Jossi Bar Zewida. Einer sagte, dass der Grund für Beit Schammais Meinung ist, dass die Anzahl der Lichter den noch kommenden Tagen entspricht, d.h. der Zukunft. Am ersten Tag bleiben acht Tage von Chanukka, also zündet man acht Lichter, am zweiten Tag bleiben sieben Tage, man zündet sieben usw. Der Grund für Beit Hillels Meinung ist, dass die Anzahl der Lichter den vergangenen Tagen entspricht. Die Anzahl der Lichter entspricht der Anzahl der Tage, an denen schon Chanukka war. Und man sagte, dass der Grund für Beit Schammais Meinung sei, dass die Anzahl der Lichter den Bullenopfern des Festes von Sukkot entspricht: Dreizehn wurden am ersten Tag geopfert und an jedem folgenden Tag wurde einer weniger geopfert (Numeri 29: 12 31). Der Grund für die Meinung von Beit Hillel ist, dass die Anzahl der Lichter auf dem Prinzip basiert: In Bezug auf Heiliges geht man hoch und nicht herunter. Wenn nun das Ziel darin besteht, dass die Anzahl der Lichter der Anzahl der Tage entspricht, gibt es keine Alternative, die Anzahl der Lichter mit jedem Tag zu erhöhen. Die Halacha der Rischonim Die Interpretation des Beginns der oben genannten Baraita (eine tannaitische Lehre) ist Gegenstand einer Meinungsverschiedenheit zwischen den Tosafisten und Rambam (Maimonides). Tosafot versteht es folgendermaßen: In der Gemara gibt es drei Meinungen: a. Jeden Abend ein Licht für die ganze Familie b. Diejenigen, die die Mizwa besonders schön erfüllen wollen (Mehadrin): ein Licht pro Familienmitglied jeden Abend c. Diejenigen, die die Mizwa auf außergewöhnliche Weise erfüllen möchten (Mehadrin min Hamehadrin) zünden jeden Abend ein Licht mehr, aber nur eine Menora für die ganze Familie. Rambam interpretiert die Baraita etwas anders: a. Einfach: Jeden Abend ein Licht für die ganze Familie (wie Tosafot) b. Mehadrin: Jeden Abend ein Licht für jedes Familienmitglied (wie Tosafot) c. Mehadrin min Hamehadrin: Jeden Abend ein Licht mehr für jedes Familienmitglied. Auffällig dabei ist, dass Rabbi Josef Karo (der Verfasser des Schulchan Aruchs) nach Meinung von TOSAFOT entscheidet, während Rema (Rabbiner Moses Isserles, Verfasser des aschkenasischen Teils des Schulchan Aruchs) gemäß der Meinung des RAMBAM entscheidet. Normalerweise ist es genau umgekehrt. Obwohl im Talmud drei Ebenen der Erfüllung der Mitzwa des Lichterzündens an Chanukka erörtert werden, ist es streng genommen ausreichend, jede Nacht nur ein Licht in jedem Haushalt zu entzünden.

23 Die Größe des Haushalts spielt hierbei keine Rolle; ein Haushalt kann aus einer Person (z. B. einem Junggesellen) oder mehreren Personen bestehen. Wenn ein Haushalt nicht genug Öl oder Kerzen hat und auch nicht das Geld dafür, sie zu kaufen, ist es möglich, die Mitzwa von Chanukka auf die minimale Weise zu erfüllen d.h. ein Licht pro Haushalt und Abend. Trotzdem haben wir die Gewohnheit, der Lesart des Mehadrin Min Hamehadrin für die Feier in der praktischen Ausübung zu folgen. Dies hat jedoch zu einem Unterschied in der Praxis der aschkenasischen (europäischen) und sephardischen (orientalischen) Juden geführt. Der Minhag (Brauch) der Aschkenasim ist, dass jedes Familienmitglied (Ausnahmen siehe unten) jeden Abend ein zusätzliches Licht im Hinblick auf den Rambam zündet, also jedes Familienmitglied zündet jeden Abend eine Kerze mehr. Der Minhag der Sephardim ist, dass jeder Haushalt jeden Abend ein zusätzliches Licht im Hinblick auf TOSAFOT anzündet, also nur der Familienvater zündet die Chanukkia, jeden Abend eine Kerze mehr. Ein Wahlproblem an Chanukka Es ist besser, die Chanukka-Lichter mit Olivenöl anzuzünden, als dies mit Kerzen zu tun. Wenn man jedoch nicht genug Geld für Olivenöl hat, aber genug Geld, um Kerzen zu kaufen, dann steht man vor dem folgenden Problem: a. man könnte Olivenöl kaufen und nur ein Licht pro Abend anzünden, b. oder man könnte Kerzen kaufen und damit die Mitzwa nach Meinung des Mehadrin min Hamehadrin erfüllen (jeden Abend eine weitere Kerze). Die Mischna Werura und der Chaje Adam entscheiden in der Praxis, dass es bei diesem Auswahlproblem besser ist, Kerzen zu kaufen, um die Mizwa nach Meinung von Mehadrin Min Hamehadrin zu erfüllen, d.h. extra schön. Ehefrauen Wenn ihr Ehemann zündet, muss eine verheiratete Frau nicht zünden. In der Halacha werden Männer und Frauen (in vielerlei Hinsicht) als Einheit angesehen. Nach Angaben der Mischna Werura darf eine verheiratete Frau, wenn sie dies wünscht, selbst zünden und die erforderliche Beracha sprechen. Wenn der Mann auf Geschäftsreise ist oder aus anderen Gründen nicht zu Hause zündet, muss die Frau selbst anzünden. Kinder Kinder, die das Alter erreicht haben, in dem sie nach jüdischem Recht (6-7 Jahre) in den Geboten und Gebräuchen erzogen werden sollen, müssen ihre eigenen Chanukka-Lichter anzünden, wenn sie außerhalb des Hauses der Familie wohnen. Wenn sie bei ihren Eltern wohnen, dann müssen sie laut dem aschkenasischen Minhag nach Meinung der meisten Poskim (religionsgesetzlichen Entscheider) auch ihr eigenes Licht zünden. Für Kinder ist es jedoch ausreichend, dass sie jeden Abend nur ein Licht anzünden. An verschiedenen Orten ist es nicht üblich, dass Mädchen ihre eigene Chanukkia anzünden.

24 22 Wenn mehrere Personen zünden Wenn mehrere Personen im selben Raum jeweils ihre eigenen Leuchter anzünden, müssen sie sicherstellen, dass sie nicht zu nahe beieinanderstehen, damit jemand (zum Beispiel auf der Straße) genau sehen kann, wie viele Kerzen brennen. Jemand auf Reise Viele Halachot von Chanukka beziehen sich auf den Haushalt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass jemand ohne Haushalt oder ohne Wohnung oder auf einer Reise nicht zünden müsste. Der Reisende an Chanukka Die zunehmenden internationalen Handelsbeziehungen haben die Halacha nicht unberührt gelassen. Es kann zum Beispiel vorkommen, dass die Hausherrin und ihre Kinder in Düsseldorf sind, der Hausherr jedoch in Hongkong oder New York. Rabbi Mosche Isserles ( ) merkt an, dass der Hausherr auch in seinem Hotelzimmer mit Berachot zünden darf. Da seine Frau zweifellos auch zu Hause zündet - und dies ist in der Tat das Wichtigste beim Lichterzünden - und ihr Ehemann damit auch seine Pflicht erfüllt, empfiehlt die Mischna Werura (677: 15 und 16) einem Hausherrn der nicht zuhause ist, ausdrücklich die Absicht zu haben, seine Pflicht mit dem Zünden der Lichter seiner Frau nicht zu erfüllen. In Hongkong funktioniert das problemlos (weil der Mann automatisch früher anzündet), in New York ist das schwieriger, da der Mann des Hauses in einem fremden Land zünden muss, nachdem zu Hause angezündet wurde. Die Mischna Werura empfiehlt in einem solchen Fall, dass die Berachot von jemand anderem gesagt werden sollte und dass der Hausherr seine Pflicht damit erfüllen sollte. Glossar Beit Hillel/Beit Schammai: Das Haus von Hillel (Beit Hillel) und das Haus von Shammai (Beit Shammai) waren zwei Schulen jüdischer Gelehrter in der Zeit der Tannaim, benannt nach den Weisen Hillel und Shammai (aus dem letzten Jahrhundert vor der Zeitrechnung und dem frühen 1. Jahrhundert n.d. Zeitrechnung), die sie gründeten. Diese beiden Schulen hatten heftige Debatten über Fragen der rituellen Praxis, Ethik und Theologie, die für die Gestaltung des Mündlichen Gesetzes und des Judentums entscheidend waren. Tannaim: Tannaim (aramäisch: תנאים [tana im], singulär תנא [ta'na], Tanna Wiederholer, Lehrer) waren die rabbinischen Weisen, deren Ansichten in der Mischna von etwa 10 bis 220 n. der Zeitrechnung aufgezeichnet sind. Die Periode der Tannaim, auch Mischna-Zeit genannt, dauerte etwa 210 Jahre. Amoraim: Amoraim ( diejenigen, die sagen oder diejenigen, die über das Volk sprechen oder Sprecher ) beziehen sich auf die jüdischen Gelehrten der Zeit von etwa 200 bis 500 n.d. Zeitrechnung, die die Lehren der mündlichen Thora sagten oder über sie erzählten. Sie lebten in Babylonien und in Land Israel. Ihre rechtlichen Diskussionen und Debatten wurden schließlich in der Gemara kodifiziert. Rischonim: Rischonim ( die Ersten ) waren die führenden Rabbiner und Poskim, die in der Zeit vor dem Schreiben des Schulchan Aruchs ungefähr im 11. bis 15. Jahrhundert lebten. Tosafisten: Tosafisten waren mittelalterliche Rabbiner aus Frankreich und Deutschland, die in der Talmudforschung als Rischonim bekannt sind und kritische und erklärende Glossare (Fragen, Notizen, Interpretationen, Regeln und Quellen) über den Talmud verfassten. Diese wurden kollektiv Tosafot ( Ergänzungen ) genannt, weil sie Ergänzungen zum Kommentar von Raschi waren. Sie lebten vom 12. Jahrhundert bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Tosafot sind eine Zusammenstellung der Fragen, Antworten und Meinungen dieser Rabbiner. Die Tosafot sind für die praktische Anwendung des jüdischen Rechts sehr wichtig, da das Gesetz je nach dem Verständnis und der Auslegung des Talmuds unterschiedlich ist. Rambam: Moses ben Maimon, allgemein bekannt als Maimonides und auch unter dem Akronym Rambam bekannt, war ein mittelalterlicher sephardischer jüdischer Philosoph, der zu einem der produktivsten und einflussreichsten Thora-Gelehrten des Mittelalters wurde. Zu seiner Zeit war er auch ein herausragender Astronom und Arzt. Er wurde 1135 oder 1138 in Córdoba, dem Reich der Almoraviden (dem heutigen Spanien) am Pessachabend geboren und arbeitete als Rabbiner, Arzt und Philosoph in Marokko und Ägypten. Er starb am 12. Dezember 1204 in Ägypten, wo sein Leichnam in das untere Galiläa gebracht und in Tiberias beigesetzt wurde. Zu seinen Lebzeiten begrüßten die meisten Juden Maimonides Schriften zum jüdischen Recht und zur jüdischen Ethik mit Anerkennung und Dankbarkeit, selbst im Irak und im Jemen. Doch während Maimonides zum verehrten Oberhaupt der jüdischen Gemeinde in Ägypten aufstieg, hatten seine Schriften auch lautstarke Kritiker, insbesondere in Spanien. Trotzdem wurde er posthum als einer der führenden rabbinischen Entscheidungsträger und Philosophen in der jüdischen Geschichte anerkannt, und seine umfangreiche Arbeit bildet einen Eckpfeiler der jüdischen Gelehrsamkeit. Seine vierzehnbändige Mischne Thora besitzt als Kodifizierung des talmudischen Gesetzes immer noch eine bedeutende kanonische Autorität.

25 Waagerecht 1. Wie hieß die Gruppe jüdischer Widerstandskämpfer? Chanukka 2. Was war das Wunder an Chanukka? 3. Anzahl der Tage, an denen Chanukka 3. Wie heißt der neunarmige Leuchter? Kreuzworträtsel gefeiert wird? 4. Wo soll der neunarmige Leuchter am Besten 4. Wie sagt man Wunder auf Hebräisch? stehen? Waagerecht 5. Wie heißt die ölige Hauptspeise an Chanukka? Senkrecht 5. Wie sagt man Dort auf Hebräisch? Was Wie isst hieß man die gerne Gruppe als jüdischer Nachspeise Widerstandskämpfer? (Auf Hebräisch) an Chanukka? 2. Was war das Wunder an Chanukka? 3. Anzahl der Tage, an denen Chanukka gefeiert wird? 4. Wie sagt man Wunder auf Hebräisch? 5. Wie heißt die ölige Hauptspeise an Chanukka? 6. Was isst man gerne als Nachspeise an Chanukka? (Auf Hebräisch) S5 S3 Senkrecht 1. In welchem jüdischen Monat beginnt Chanukka? 2. Wie nennt man den Dreidel auf Hebräisch? Womit In welchem zündet jüdischen man alle Monat anderen beginnt Chanukka Chanukka? an? Kerzen 2. Wie nennt man den Dreidel auf Hebräisch? 3. Wie heißt der neunarmige Leuchter? 4. Wo soll der neunarmige Leuchter am Besten stehen? 5. Wie sagt man Dort auf Hebräisch? 6. Womit zündet man alle anderen Chanukka Kerzen an? Hinweis: Die Umlaute ä und ö werden mit ae oder oe geschrieben! 23 S2 W1 S1 W2 W4 S6 W5 W6 S4 W3

26 24 Chanukka Praktisch Um die Lichter für Chanukka anzuzünden, brauchst man noch nicht einmal eine Menora! Natürlich ist es großartig, eine zu haben, aber falls nicht, arrangiert man insgesamt acht Kerzen oder Tassen Öl (mit Dochten) in einer Reihe plus einer zusätzlichen als Schamasch. Der Schamasch wird benutzt um die anderen Kerzen anzuzünden und sollte sichtbar höher oder niedriger als die anderen platziert werden. Die Menora oder die Lichter sollten in der Nähe eines von der Straße aus sichtbarem Fenster oder auf einem Tisch aufgestellt werden. In der ersten Nacht bereitet und zündet man nur das rechte Licht der Acht an. In der zweiten Nacht bereiten Sie die beiden rechten Lichter vor und zünden sie von links nach rechts an. Jede Nacht entzündet man das neu hinzugefügte Licht und geht nach rechts. Es gibt drei Brachot (Segnungen), die vor dem Anzünden der Chanukka-Kerzen rezitiert werden. 1. Baruch ata Ado-nai, Elo-heinu Melech ha olam, Ascher kid schanu b mitzvotaw wetzivanu lehadlik ner schel Chanukka Gelobt seist Du, Ewiger, unser G tt, König der Welt, der uns durch Seine Gebote geheiligt und uns befohlen hat, das Chanukka Licht zu zünden 2. Baruch ata Ado-nai, Elo-heinu Melech ha olam, Sche asah nissim la awoteinu, bajamim hahem bas man haze Gelobt seist Du, Ewiger, unser G tt, König der Welt, der unseren Vätern Wunder geschehen ließ, in jenen Tagen, zu dieser Zeit 3. NUR AM ERSTEN ABEND: Baruch ata Ado-nai, Elo-heinu Melech ha olam, Sche hechejanu, vekijemanu vehigi anu lis man haze Gelobt seist Du, Ewiger, unser G tt, König der Welt, der uns Leben und Bestand gegeben und uns diese Zeit hat erreichen lassen

27 Nachdem die Segnungen vorgetragen und die Kerzen angezündet wurden, sollten der folgende Absatz vorgetragen oder gesungen werden. Ha Neirot halalu anu madlikin al hanissim, we al hateschu ot, we al hanifla ot, sche asita la awoteinu al jedei kohaneicha hakedoschim. Wechol schmonat jemei Chanukka, haneirot halalu kodesh. We ein lanu reschut le hischtamesh bahem, älla lir otam bilwad, kedei lehodot leschimcha al nisecha we al nifle otecha. Diese Lichter zünden wir wegen der Wunder, dem Wunderbaren und der Rettung, die Du unseren Vätern durch Deine heiligen Priester hast geschehen lassen. An allen acht Channuka Tagen sind diese Lichter heilig, es ist uns nicht erlaubt sie zu benützen, sondern nur, sie anzuschauen, damit wir Deinem Namen danken für Deine Wunder und Deine wunderbaren Taten Kerze: Sonntagabend, der 22. Dezember Kerze: Montagabend, der 23. Dezember Kerze: Dienstagabend, der 24. Dezember Kerze: Mittwochabend, der 25. Dezember Kerze: Donnerstagabend, der 26. Dezember Kerze: Freitagabend VOR SCHABBAT ANFANG!, der 27. Dezember Kerze: Samstagabend nach Schabbat Ausgang, der 28. Dezember Kerze: Sonntagabend, der 29. Dezember 2019 Maos zur jeschuati lecha naeh leschabeach. tikon bet tefilati wescham todah nesabeach, leet tachin matbeach mizar hamnabeach, as egmor beschir mismor chanukkat hamisbeach. Raot sawa nafschi bejagon kochi kala, chajaj mereru bekoschi beschibud malchut egla, uwjado hagedola hozi et hassegula, chel paro wechol saro jardu keewen bimzula. Dewir kodscho hewiani wegam scham lo schakateti, uwa nogess wehiglani ki sarim awadti, wejen raal massachti kimat scheawarti, kez bawel serubawel lekez schiwim noschati. Kerot komat berosch bikesch agagi ben hamedata, wenihjata lo lepach ulmokesch wegaawato nischbata, rosch jemini nisseta weojew schemo machita, row banaw wekinjanaw al haez talita. Jewanim nikbezu alaj asaj bime chaschmanim, ufarzu chomot migdalaj wetimu kol haschemanim, uminotar kankanim naassa ness laschoschanim, bene wina jeme schemona kawu schir urnanim. Chassof seroa kodschecha wekarew ketz hajeschua, nekom nikmat dam awadecha me-uma hareschaa, ki archa lanu hajeschua weejn ketz lime haraa, deche admon bezel zalmon hakem lanu ro-im schiwa. Impressum MAOS ZUR מ עו ז צור י ש וע ת י ל ך נ א ה ל ש ב ח ת כ ו ן ב ית ת פ ל ת י ו ש ם ת ו ד ה נ ז ב ח ל ע ת ת כ ין מ ט ב ח מ צ ר ה מ נ ב ח א ז א ג מו ר ב ש יר מ ז מו ר ח נ כ ת ה מ ז ב ח ר עו ת ש ב ע ה נ פ ש י ב י גו ן כ ח י כ ל ה ח י י מ ר רו ב ק ש י ב ש ע ב וד מ ל כות ע ג ל ה וב י דו ה ג דו ל ה הו צ יא א ת ה ס ג ל ה ח יל פ ר ע ה ו כ ל ז ר עו י ר דו כ א ב ן ב מ צול ה ד ב יר ק ד ש ו ה ב יא נ י ו ג ם ש ם ל א ש ק ט ת י וב א נו ג ש ו ה ג ל נ י כ י ז ר ים ע ב ד ת י ו י ין ר ע ל מ ס כ ת י כ מ ע ט ש ע ב ר ת י ק ץ ב ב ל ז ר ב ב ל ל ק ץ ש ב ע ים נו ש ע ת י כ רו ת קו מ ת ב רו ש ב ק ש א ג ג י ב ן ה מ ד ת א ו נ ה י ת ה לו ל פ ח ול מו ק ש ו ג א ו תו נ ש ב ת ה ר אש י מ ינ י נ ש את ו או י ב ש מו מ ח ית ר ב ב נ יו ו ק נ י נ יו ע ל ה ע ץ ת ל ית י ו נ ים נ ק ב צו ע ל י א ז י ב ימ י ח ש מ נ ים ופ ר צו חו מו ת מ ג ד ל י ו ט מ או כ ל ה ש מ נ ים ומ נו ת ר ק נ ק נ ים נ ע ש ה נ ס ל ש ו ש נ ים ב נ י ב ינ ה י מ י ש מו נ ה ק ב עו ש יר ור נ נ ים ח ש ו ף ז רו ע ק ד ש ך ו ק ר ב ק ץ ה י ש וע ה נ ק ם נ ק מ ת ע ב ד יך מ א מ ה ה ר ש ע ה כ י א ר כ ה ל נו ה י ש וע ה ו א ין ק ץ ל ימ י ה ר ע ה ד ח ה א ד מו ן ב צ ל צ ל מו ן ה ק ם ל נו רו ע ים ש ב ע ה Herausgeber ORD Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland Roonstrasse Köln Telefon: Telefax: info@ordonline.de Internet: Chefredakteur Rabbiner David Geballe V.i.s.d.P. Design Marina Charnis Mitarbeiter an dieser Ausgabe Rabbiner David Geballe Rabbiner Raphael Evers Rabbiner Y.M. Wagner Rabbiner Julian-Chaim Soussan Rita Geballe Eugenia Korocencev Copyright 2019 Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland. Alle Rechte vorbehalten. Alle Inhalte (Texte, Bilder, Illustrationen) sowie deren Anordnung unterliegen dem Schutz des Urheberrechtsgesetzes und anderer Schutzgesetze. Die Inhalte dürfen, auch Auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers erfolgen und dieses nur im Rahmen der Schrankenbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes vorbehaltlich weiterer anwendbarer Gesetze. Beiträge mit Verfassernamen geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion oder der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands wieder

28 Rabbiner Dov Levy Barsilay Rabbiner Shlomo Bistritzky Rabbiner Shmuel Havlin Rabbiner Benjamin Wolff Rabbiner Shlomo Afanasev Rabbiner Itzschak Ehrenberg Rabbiner Daniel Fabian Rabbiner Moishe Halpern Rabbiner Alexander Kahanovsky Rabbiner Eliezer Noy Rabbiner Dovid Roberts Rabbiner Yaacov Zinvirt Rabbiner Chaim Kornblum Oberrabbiner Rabbiner Baruch Babaev David Geballe Rabbiner Rabbiner Dr. David Vinitz Yitzchak M. Wagner Oberrabbiner Dr. Raphael Evers Rabbiner Benzion Kaplan Rabbiner Rabbiner Benjamin Kochan Yitzchak Hönig Büro der ORD Rabbiner Yechiel Brukner Rabbiner Shaul Nekrich Rabbiner Elisha Portnoy Rabbiner Elisha Portnoy Landesrabbiner Zsolt Balla Rabbiner Shimon Großberg Rabbiner Michael Jedwabny Rabbiner Aharon Vernikovsky Rabbiner Jehoshua Ahrens Rabbiner Avichai Apel Rabbiner Julien-Chaim Soussan Rabbiner Menachem Gurewitz Rabbiner Jakob Ebert Rabbiner Shaul Friberg Rabbiner Jona Pawelcyk-Kissin Rabbiner Elias Dray Rabbiner Jochanan Guggenheim Rabbiner Naftoly Surovtsev Rabbiner Michael Bar-Lev Rabbiner Yehuda Pushkin Rabbiner Josef Chaim Bloch Rabbiner Mendel Muraiti Rabbiner Shmuel Brodman Rabbiner Avigdor Bergauz Rabbiner Jehuda A. Horovitz Rabbiner Steven Langnas Rabbiner Avraham Radbil Landesrabbiner Moshe Flomenmann Mitglieder der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland - November 2019

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העונה ה באך מחייך העונה ה 26 2009-2010 באך מחייך הקאמרטה הישראלית ירושלים מייסד ומנהל מוסיקלי: אבנר בירון מלחין הבית: יוסף ברדנשווילי אורח כבוד: סר ג'יימס גאלווי חברי התזמורת *נגן ראשי כינור ראשון ארנולד קוביליאנסקי* כרמלה

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17 טבור, גיליון מספר , וולפגנג שידר, מסטאלין למוסוליני: אמיל לודויג אצל הדיקטטורים של המאה העשרים וולפגנג שידר מסטאלין למוסוליני אמיל לודויג אצ 17 וולפגנג שידר מסטאלין למוסוליני אמיל לודויג אצל הדיקטטורים של המאה העשרים *תירגם מגרמנית: דן תמיר ביולי 1932 הופיע בבית הוצאה וינאי ספר שעורר סנסציה כבר מעצם כותרתו: שיחותיו של מוסוליני עם 1 אמיל לודויג.

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Jewish Calendar 5778

Jewish Calendar 5778 September 2017 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 Erev Rosh Hashana ערב ראש השנה Rosh Hashana 5778 ראש השנה 5778 Rosh Hashana II ראש השנה יום ב Parashat Ha'Azinu פרשת האזינו Shabbat

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untitled Misgav Industrial Park Tel: +972-4-9990336 Fax: +972-4-9990335 info@yarokenergy.co.il www.yarokenergy.co.il All right reserved to Yarok Natural Energy January 2013 Catalogue Design: Noga Graphic Design

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1 גייסות התעמולה של הוורמכט והיהודים דניאל עוזיאל אופן הצגתם של היהודים בתעמולה הנאצית היה זמן רב נושא פופולרי מאוד בחקר השואה והאנטישמיות. נושאים שזכ 1 גייסות התעמולה של הוורמכט והיהודים דניאל עוזיאל אופן הצגתם של היהודים בתעמולה הנאצית היה זמן רב נושא פופולרי מאוד בחקר השואה והאנטישמיות. נושאים שזכו לטיפול מקיף במיוחד היו הסרטים האנטישמיים וכן פעילותם

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טבור, גיליון מספר , נעמה יגר-פלוס, התיקונים בדת בראשית המאה ה- 19 נעמה יגר-פלוס ויתחלק העם לשתי מחלקות: התיקונים בדת בראשית המאה ה- 19 לראשית נעמה יגר-פלוס "ויתחלק העם לשתי מחלקות": התיקונים בדת בראשית המאה ה- 19 לראשיתה של התנועה לתיקונים בדת בגרמניה, שהתמסדה בשנות ה- 40 של המאה ה- 19 והצליחה להתפשט מערבה עד ארה"ב, יסודות בתופעת התיקונים בדת,

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תפקידה של האנטישמיות בהרחקת סטודנטים לא-ארים בלה בודו המטרה הושגה! לא עוד יהודים באוניברסיטאות גרמניות, הכריזה בשלהי 1938 הכותרת הראשית בע תפקידה של האנטישמיות בהרחקת סטודנטים לא-ארים 1945-1933 בלה בודו "המטרה הושגה! לא עוד יהודים באוניברסיטאות גרמניות," הכריזה בשלהי 1938 הכותרת הראשית בעיתון המרכזי של הסטודנטים הנאצים,.Die Bewegung מחבר

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היסטוריונים גרמנים מול גולדהאגן אברהם ברקאי בספרות המחקר ההיסטורי יש תקדימים מעטים מאוד לתהודה הציבורית הרחבה שעורר ספרו של דניאל יונה גולדהאגן מיד עם היסטוריונים גרמנים מול גולדהאגן אברהם ברקאי בספרות המחקר ההיסטורי יש תקדימים מעטים מאוד לתהודה הציבורית הרחבה שעורר ספרו של דניאל יונה גולדהאגן מיד עם הופעתו בראשית התחיל בארה"ב, 1. 1996 הוויכוח בין ההיסטוריונים

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חיי היהודים בגרמניה הנאצית מבט מלמטה Marion A. Kaplan, Between Dignity and Despair, Jewish Life in Nazi Germany (New York and Oxford: Oxford Universit חיי היהודים בגרמניה הנאצית מבט מלמטה Marion A. Kaplan, Between Dignity and Despair, Jewish Life in Nazi Germany (New York and Oxford: Oxford University Press, 1998), XII + 290 pp. גיא מירון מריון קפלן

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המלחמה במזרח והשמדת היהודים אנדריאס הילגרובר בולשביזם יהודי: הדוגמה הגזענית-אידיאולוגית של היטלר כשהחלה ההתקפה על ברית-המועצות ב , ביוני בהש המלחמה במזרח והשמדת היהודים אנדריאס הילגרובר "בולשביזם יהודי": הדוגמה הגזענית-אידיאולוגית של היטלר כשהחלה ההתקפה על ברית-המועצות ב- 22 1941, ביוני בהשמדה שיטתית של היהודים בשטחים הסובייטיים הכבושים. פתחו

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Microsoft Word - Document2 החברה הבין-תחומית לרפואה סביבתית, 9 באוקטובר 2002 עצומת פרייבורג מתוך דאגה עמוקה לבריאות הציבור, אנו, רופאים ורופאות הפעילים בכל תחומי המקצוע, ובמיוחד בתחום רפואת הסביבה, מפנים בזה קריאה זו לכל עמיתינו,

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HUJI Syllabus סילבוס לאונרדו דה וינצי &#40 &#41 1519-1452 כצייר ופסל - 5814 תאריך עדכון אחרון 07-10-2013 נקודות זכות באוניברסיטה העברית: 4 תואר:מוסמך היחידה האקדמית שאחראית על הקורס:תולדות האמנות השנה הראשונה בתואר

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תוכן מוצרים כשרים... 4 משקאות... 4 מוגזים...4 מים מינרלים ומי סודה...6 שתיה איזוטונית... 6 מיצי פירות...7 סירופ לשתיה... 9 בירה... 9 חלב סויה... 9 פול תוכן מוצרים כשרים... 4 משקאות... 4 מוגזים...4 מים מינרלים ומי סודה...6 שתיה איזוטונית... 6 מיצי פירות...7 סירופ לשתיה... 9 בירה... 9 חלב סויה... 9 פולי קפה... 10 קפה נמס... 10 אבקה להכנת שוקו... 10 דגנים

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על ההגדרה המשפטית של המשטר הפרלמנטרי ועל הפרלמנטריזם הישראלי מאת ד ר קלוד קליין כל משטר מבוסס על מספר הנחות יסוד ומיישם למעשה בין במפורש ובין במשתמע מ

על ההגדרה המשפטית של המשטר הפרלמנטרי ועל הפרלמנטריזם הישראלי מאת ד ר קלוד קליין כל משטר מבוסס על מספר הנחות יסוד ומיישם למעשה בין במפורש ובין במשתמע מ על ההגדרה המשפטית של המשטר הפרלמנטרי ועל הפרלמנטריזם הישראלי מאת ד ר קלוד קליין כל משטר מבוסס על מספר הנחות יסוד ומיישם למעשה בין במפורש ובין במשתמע מספר תיאוריות בנוגע לבעיות קונסטיטוציוניות בעלות משקל

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פיסיקה 1 ב' מרצים: גולן בל, משה שכטר, מיכאל גדלין מועד ב משך המבחן 3 שעות חומר עזר: דף נוסחאות מצורף, מחשבון אסור בהצלחה! חלק א' פיסיקה 1 ב' 203-1-1391 מרצים: גולן בל, משה שכטר, מיכאל גדלין מועד ב 03.08.2017 משך המבחן 3 שעות חומר עזר: דף נוסחאות מצורף, מחשבון אסור בהצלחה! חלק א' - שאלות אמריקאיות (כל שאלה - 5 נק') - יש לסמן תשובה

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תודות לבביות ליעקב סבן צלם הבית הנאמן לתלמידי מגמת הצילום בבית הספר התיכון האורתודוכסי, חיפה למרינה בוגייב מעצבת גראפית המתמודדת בגבורה בהיפר-אקטיבי תודות לבביות ליעקב סבן "צלם הבית" הנאמן לתלמידי מגמת הצילום בבית הספר התיכון האורתודוכסי, חיפה למרינה בוגייב מעצבת גראפית המתמודדת בגבורה בהיפר-אקטיביות החוגית לדניאל לדרמן ולאבי טל-אל אשר על ההגברה והקלטות

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תיקון הפורענות במסירת המקרא מאת אלכסנדר רופא במונח 'תיקון הפורענות' אני מתכוון למגמה הכללית לריכוך של נבואות שחזו אסונות לעם ישראל ושל שאר איומי פורענ תיקון הפורענות במסירת המקרא מאת אלכסנדר רופא במונח 'תיקון הפורענות' אני מתכוון למגמה הכללית לריכוך של נבואות שחזו אסונות לעם ישראל ושל שאר איומי פורענות. ובמאמר זה מבקש אני לעמוד על מגמה זו בשלבים השונים

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א. נציג את השרטוט המתאים ונסביר בהמשך: שטח המשולש גדול פי משטח המשולש בגרות סט יולי 09 מועד קיץ ב שאלון CAE, CEB כאשר לשני המשולשים גובה משותף

א. נציג את השרטוט המתאים ונסביר בהמשך: שטח המשולש גדול פי משטח המשולש בגרות סט יולי 09 מועד קיץ ב שאלון CAE, CEB כאשר לשני המשולשים גובה משותף א. נציג את השרטוט המתאים ונסביר בהמשך: שטח המשולש גדול פי משטח המשולש 3 CAE, CEB כאשר לשני המשולשים גובה משותף, E בהתאמה. לכן, הנקודה BE.3: לצלעות AE מחלקת את ו- AB ביחס של ע"פ נוסחת חלוקת קטע ביחס נתון

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עוד על עיתוי ההשלמה של עבירת הגניבה האם השלמת העבירה היא תמיד גם סוף הסופות שלה ז במה מתבטא ומתי נשלם היסוד ההתנהגותי שבעבירת הגניבה ן מאת מרדכי קרמני

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HUJI Syllabus סילבוס ארמית גלילית - 25857 תאריך עדכון אחרון 25-12-2013 נקודות זכות באוניברסיטה העברית: 2 תואר:מוסמך היחידה האקדמית שאחראית על הקורס:הלשון העברית ולשונות היהודים השנה הראשונה בתואר בה ניתן ללמוד את הקורס:

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פתרון שאלה 1: פתרון מוצע לבחינת מה"ט/משה"ח מערכות קירור ומיזוג אויר מועד א תשע"ח, חודש פברואר שנה 2018 מחבר: מר בוריס לחמן מכללת אורט סינגאלובסקי הערה

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Microsoft Word - בשפת הקודש.doc

Microsoft Word - בשפת הקודש.doc נדליק ביחד נר חנוכה עם שותפות 2000 גליל מערבי מערכי שיעור לחנוכה ממשלחת חינוך דצמבר 2010 ברכות מלי-את כהן, מנהלת שותפות 2000 גליל מערבי, לאה חליוה ואביה זימרן, יו"ר צוות החינוך. שותפות 2000 גליל מערבי

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Microsoft Word הצעות לפעילות הגיל הרך לט"ו בשבט קיבצנו להלן הצעות לכמה פעילויות פשוטות ומהנות לט"ו בשבט: דפי צביעה העוסקים בטבע ובנטיעות א) דף עצים לגזירה והדבקה מהקטן לגדול ב) סיפור לט"ו בשבט מאת דתיה בן דור ג) סיפור

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אנטישמיות, שואה ושארית הפליטה מכירה מס 17 המכירה תתקיים במשרדנו, רח' בית הדפוס 20, גבעת שאול, ירושלים יום רביעי , כ ב אלול תשע א, 17:00 טלפו

אנטישמיות, שואה ושארית הפליטה מכירה מס 17 המכירה תתקיים במשרדנו, רח' בית הדפוס 20, גבעת שאול, ירושלים יום רביעי , כ ב אלול תשע א, 17:00 טלפו אנטישמיות, שואה ושארית הפליטה מכירה מס 17 המכירה תתקיים במשרדנו, רח' בית הדפוס 20, גבעת שאול, ירושלים יום רביעי 21.09.2011, כ ב אלול תשע א, 17:00 טלפון בזמן המכירה 054-2865654 התצוגה תתקיים במשרדנו רח'

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indd הסכמת חברי הבד"ץ העדה החרדית תשס"ב על הדפסת הזוהר - מתוק מדבש הנה הגיש לפנינו הרב הצדיק רבי דניאל פריש שליט"א הסכמות מרבנים הגאונים הצדיקים גדולי ירושלים מדור הקודם משנת תרצ"א וכו' שביקשו לפרסם גדולת לימוד

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HUJI Syllabus סילבוס לשון השירה המקראית - 25400 תאריך עדכון אחרון 17-05-2015 נקודות זכות באוניברסיטה העברית: 2 תואר:בוגר היחידה האקדמית שאחראית על הקורס:הלשון העברית ולשונות היהודים השנה הראשונה בתואר בה ניתן ללמוד

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Rubén Aviv 2019 ראובן אב יב ר א ש ון י ום Domingo Yom Rishon י ום ש נ י Yom Shanee י ום ש ל י ש י Yom Shleeshe י ום ר ב יע י Yom Rivee EE י ום ח מ י ש Rubén Aviv 2019 ראובן אב יב ר א ש ון י ום Domingo Yom Rishon י ום ש נ י Yom Shanee י ום ש ל י ש י Yom Shleeshe י ום ר ב יע י Yom Rivee EE י ום ח מ י ש י Yom Chamishe י ום ש י ש י Yom Sheshe י ום ש ב ת

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PowerPoint Presentation 1 Strangers no more סרט זוכה האוסקר https://www.youtube.com/watch?v=dkciv 4U5Jkw בית הספר היסודי בב"ש http://news.nana10.co.il/article/?articleid= 1017790 שדרת הכניסה לאוניברסיטת תל אביב http://international.tau.ac.il/

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PowerPoint Presentation המרד הגדול: התבוסה במרד והתוצאות הדמוגרפיות שלו תוצאות המרד הגדול התבוסה במרד לאחר התבוסה שנחל קסטיוס גאלוס, הנציב הסורי שלא הצליח לכבוש את ירושלים, בשנת 66 התמנה אס פ ס י נ וס למפקד המלחמה נגד היהודים.

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Microsoft Word - tim563.doc ב+ עמוד 1 מתוך 5 אוניברסיטת בר-אילן החוג למדע המדינה מדיניות הפנים ומדיניות החוץ של גרמניה (אחרי 1945) תשס"ה, סימסטר א' ' מס' הקורס: 71-563-01 מרצה: ד"ר אנגליקה טים ימי שני 10.00-12.00 תיאור הקורס: הקורס

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Microsoft Word - òéúåï îúîèé÷ä 1.doc

Microsoft Word - òéúåï îúîèé÷ä 1.doc ילדים יקרים בשעה טובה יוצא לדרך עיתון מתמטיקה בית ספרי. זהו רעיון חדש בבית ספרנו אותו הגו צוות מתמטיקה והוא מוקדש במיוחד לכם ולהנאתכם. מקווה אני כי תמצאו בו עניין ותהינו ממנו במהלך חופשת החנוכה. להתראות

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(Microsoft PowerPoint - \344\370\366\340\ \362\341\345\343\344 \345\347\345\355.ppt)

(Microsoft PowerPoint - \344\370\366\340\ \362\341\345\343\344 \345\347\345\355.ppt) עבודה וחום כימיה פיסיקלית - 6967 שעור מס' 4 עבודה וחום (Atkns 7-54 (קריאה מלווה מומלצת : ע"י ע.עבודה חום ע"י ע 2.אינטראקציות 4 דני פורת ד"ר el: 02-6586948 e-mal: orath@chem.ch.huj.ac.l Oce: Los Angeles

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7 תאריך יציאה: תאריך חזרה: ימים נירית בן יוסף - תושבת ברלין, מומחית לתרבות, להיסטוריה הברלינאית ולעברה היהודי של העיר. במהלך 30 שנו 7 תאריך יציאה: 4.06.2018 תאריך חזרה: 10.06.18 ימים נירית בן יוסף תושבת ברלין, מומחית לתרבות, להיסטוריה הברלינאית ולעברה היהודי של העיר. במהלך 30 שנות חייה בברלין הרחיבה נירית את תחום הדרכתה לערים שהיו

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